Nach seinem Weggang von Genesis hatte sich Peter Gabriel binnen weniger Jahre als Solokünstler etabliert und den Boden für das bereitet, was sein Meisterwerk und kommerzieller Durchbruch werden sollte: das Album SO. Zwischen Aufnahme und Produktion findet der umtriebige Engländer außerdem noch Zeit, den Soundtrack zu Alan Parkers Film BIRDY abzuliefern, der sich sowohl aus neuen als auch instrumentalen Remix-Versionen von Stücken seiner vorangegangenen Arbeiten zusammensetzt. Kein Zweifel: Der Brite brennt. Und läuft zu ungeahnter Hochform auf. Als glückliche Wahl erweist sich dabei die Kooperation mit Daniel Lanois, der im Studio als Co-Produzent des zukünftigen Welterfolges in Erscheinung tritt.
Lanois, der bereits mit Brian Eno gearbeitet und zuvor für U2 erfolgreich THE UNFORGETTABLE FIRE mit dem richtigen Sound versehen hatte, und der technikaffine und allem Neuen aufgeschlossene Gabriel schmieden, vor der Welt versteckt, eine wilde Legierung, die den Zeitgeist treffen und wie eine Bombe einschlagen wird. Überstrahlt wird SO schließlich von ›Sledgehammer‹, einer ebenso sexuell eindeutig-zweideutigen wie höchst eleganten Soul-Funk-Nummer, die wie nur wenige andere Songs das Lebensgefühl und den Sound der Dekade widerspiegelt. Klare, präzise Bläsereinsätze der Memphis Horns tragen die Nummer gefährlich brodelnd voran, das Intro ist der Komposition ›Chronic Blues‹ von John Coltrane nachempfunden, Anspruch und Kunst paaren sich mit Pop. An der Entstehung beteiligt ist eine Gruppe erlesener Gäste, so zum Beispiel Stewart Copeland von Police, Soul-Sängerin P.P. Arnold, Bill Laswell, Chic-Mastermind Nile Rodgers und auch Laurie Anderson. Mit dem zugehörigen Video fuhr Gabriel bei den „MTV Video Music Awards“ am 11. September 1987 in neun verschiedenen Kategorien den Sieg ein. Damit hält er bis heute den Rekord.
„Der Dreh selbst fand damals über sechs intensive Tage statt, und einen guten Teil davon saß Gabriel in einem Kinosessel, den Riddett mit einer Halskrause („um seinen Kopf still zu halten“) umgebaut hatte, während die Modelle in Echtzeit um ihn herum bewegt wurden. Einmal lag Gabriel auch 16 Stunden lang unter einer Glasscheibe, um den Teil des Videos zu drehen, in dem er langsam mit Holzplatten und Türen bedeckt wird. Das gut fünfeinhalb Minuten lange Endprodukt ist ein beeindruckendes Werk exzentrischer visueller Genialität und eines der prägendsten Videos jener Ära. Laut Kameramann Riddett machte es
das Animationshaus Aardman bekannt, während Gabriel anerkannte, welch große Rolle es dabei gespielt habe, seine Karriere auf ein ganz neues Level zu befördern. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Song ohne das Video ein so großer Hit geworden wäre oder das Album so viele Menschen erreicht hätte“, sagte er im Rolling Stone.“ (Aus „Die 50 besten Rockvideos aller Zeiten“ aus CLASSIC ROCK #109)