Vor einigen Jahren erzählte uns John Norum Folgendes über den Song: „Als ich dieses Synthie-Intro das erste Mal hörte, war meine Reaktion, ‚Nein, das ist verrückt. Das können wir nicht verwenden‘. Gott sei Dank haben sie nicht auf mich gehört“. Heute besteht Tempest darauf, dass die allgemein vorherrschende Meinung, Norum sei aufgrund dieses Songs ausgestiegen, nicht ganz der Wahrheit entspreche: „Johns eigentliches Problem war der Radiomix von Kevin Elson, der die Keyboards und Vocals in den Vordergrund stellte und die Gitarre auf ein Minimum reduzierte“.
Aber niemand aus der Band oder ihrem Umfeld hätte je diesen enormen Erfolg vorhersehen können. Der Song schoss in 25 Ländern an die Spitze – und beraubte die Schweden quasi über Nacht jeglicher Glaubwürdigkeit, die sie sich als Rockband aufgebaut hatten. In seinen frühen 20ern sah sich Tempest mit seiner Pudelfrisur und dem Schönlingsgesicht von den Popgazetten als Konkurrent des Blendax-Strahlemanns Jon Bon Jovi positioniert, dessen Singles ›Livin‘ On A Prayer‹ und ›You Give Love A Bad Name‹ ebenfalls auf beiden Seiten des Atlantiks die Charts stürmten.
„Diesen Teeniestar-Rummel genoss ich in gewisser Weise schon, aber die beiden Johns hassten es sehr bald, bei Fernsehauftritten zu Playback zu spielen“, erinnert sich Tempest. „Dieses unbeholfene Gefühl wurde für eine Band, die Deep Purple, Thin Lizzy, Rainbow und UFO verehrte, zu einem richtig großen Problem – vor allem für John Norum.“
Es wurde alles zu viel für Norum, der vielleicht schon ahnte, wie riesig Europe werden würden, und kurz vor Erscheinen des Albums ausstieg. Mit Kee Marcello als Ersatz für ihn und Ron Nevison als Produzent arbeitete die Band dann am Nachfolger OUT OF THIS WORLD und ließ mit Tracks wie ›Let The Good Times Rock‹ nichts anbrennen. Doch selbst mit dem exzellenten Ruf des Produzenten gelang es ihnen nicht, den Großteil des Publikums davon zu überzeugen, wer die wahren Europe sind.
Nach dem fünften Album PRISONERS IN PARADISE legten sie 1992 eine Pause ein. An Silvester 1999 kehrte Norum für eine Reunion in Stockholm zurück, knapp fünf Jahre darauf wurde sie permanent. Mit härterem Sound wurden die wiederauferstandenen Europe 2009 mit LAST LOOK AT EDEN für das Album des Jahres nominiert. Die Glaubwürdigkeit, die sie Ende der 80er nie erreicht hatten, war endlich besiegelt.
Heute, gut 30 Jahre nach Veröffentlichung von ›The Final Countdown‹, gehört der Track in einer etwas knackigeren Version immer noch zum Set, und Tempest besteht darauf, dass alle in der Band ihn auch gerne spielen. „Ich liebe es, in all die lächelnden Gesichter zu blicken, wenn das Intro anfängt“, sagt er stolz. „Überall auf der Welt sagen mir Fans, dass es einer dieser Momente ist, die sie einmal in ihrem Leben erlebt haben wollen, wenn sie uns noch nie live gesehen haben. Es ist etwas sehr Besonderes für einen Musiker, sowas zu hören.“