Slowhands Telenovela: von schwerer Heroinsucht und verschmähter Liebe hin zu Eheglück und Erfolg.
Weder „Clapton Is God“ an Londons Häuserwänden noch der Dauerstress der ereignisreich kurzen Cream-Ära oder das frühe Aus von Blind Faith taten seiner Seele gut. Fataler Heroinkonsum war die Folge. Ob der Brite ohne Zutun der Co-Produzenten Delaney Bramlett und Tom Dowd 1970 überhaupt sein am Southern Rock’n’Blues’n’Soul orientiertes Solodebüt auf die Reihe bekommen hätte? Vor allem Bramlett, in dessen Ensemble Delaney & Bonnie Clapton zeitweilig als Tourneemitglied fungierte, sorgte als CoAutor dafür, dass der süchtige Millionär seinen lahmen Hintern ins Studio bewegte. Das Debüt ERIC CLAPTON dient als Auftakt von THE STUDIO ALBUM COLLECTION 1970–1981. Mit ›After Midnight‹ coverte Clapton erstmals den Schweiger aus Tulsa, J.J. Cale. Im finalen ›Let It Rain‹ gelang gar ein Ausblick auf die Mittsiebziger. Als Dank für seine Hilfe nahm Clapton Bramlett Teile seiner Band weg und hob Derek And The Dominos aus der Taufe. Unter der Leitung von Dowd entstanden in Miami 14 abermals am Southern-Style orientierte Songs, zu denen in Teilen auch Gitarrenvirtuose Duane Allman beitrug: Die Doppel-LP LAYLA AND OTHER ASSORTED LOVE SONGS provozierte – wie der Erstling – seinerzeit gemischte Reaktionen, wurde nach Jahrzehnten aber ebenso rehabilitiert wie das damals ebenfalls geschmähte EXILE ON MAIN STREET der Rolling Stones. Dass unerfüllte Liebe zur Frau seines Freundes George Harrison seine Kreativität forcierte, bewies Clapton mit den Pattie Boyd gewidmeten Oden ›Layla‹ und ›Why Does Love Got To Be So Sad?‹. In Schwung kam Claptons Karriere erst 1974 mit der stromlinienförmigen US-Nummer-1 461 OCEAN BOULEVARD, angeschoben durch den Hit ›I Shot The Sheriff‹ von Bob Marley. Als eher durchwachsene Blaupausen folgten danach THERE’S ONE IN EVERY CROWD (1975) und NO REASON TO CRY (1976). Konsolidierung stellte sich 1977 mit dem von Glyn Johns produzierten Werk SLOWHAND ein, das weltweit in mehr als 4,5 Millionen Exemplaren abgesetzt wurde: Als Booster dienten abermals ein J.J.Cale-Cover (›Cocaine‹), eine Ballade an die Angebetete (›Wonderful Tonight‹) sowie ein in Cales lässigem Stil gehaltener Ohrwurm (›Lay Down Sally‹). BACKLESS schwor 1978 auf ein identisches Konzept: Cales ›I’ll Make Love To You Anytime‹, Danny Flowers ›Tulsa Time‹ und die unvermeidliche Umgarnung ›Tell Me That You Love Me‹ ließen rund 2,5 Millionen Käufer rund um den Globus zugreifen. Eric Claptons letzte Scheibe für Polydor, ANOTHER TICKET, tendierte 1981 eher zum Durchschnittlichen und eben nicht zu ›Something Special‹, wie der Opener suggerierte. Gedämpft in der Atmosphäre, kam der seit 1979 endlich mit der vergötterten Pattie Verheiratete irgendwie nicht so recht aus dem Quark: Als Lichtblick fungierte ›I Can’t Stand It‹.
9/10
Eric Clapton
THE STUDIO ALBUM COLLECTION 1970–1981
POLYDOR/UNIVERSAL