The Clash live, 27. Januar 1980, Sheffield, Top Rank.
Da waren sie: The Clash, ganz hinten auf der kaum beleuchteten Bühne des Top Rank, in Trenchcoats mit aufgestellten Krägen, grinsend wie freche Schulkinder und zum eloquenten Toasting ihres Supports Mikey Dread mitgroovend. Die meisten im Publikum konnten sie nicht sehen, aber in der ersten Reihe, wo ich stand und mich an meinem Tourprogramm „The Armagideon Times“ festklammerte, erspähte man sie. Ich war bereit zum Pogen, allerdings eher aus der Unvermeidlichkeit des Eingequetschtseins heraus denn als artistisches Statement.
Als Mick Jones 45 Minuten später das Intro zum Opener ›Clash City Rockers‹ anstimmte, sahen The Clash nicht mehr wie Schulkinder aus. Vier Jahrzehnte und hunderte Konzerte später habe ich nach wie vor niemanden gesehen, der so unter Strom stand wie die einzige Band, die jemals zählte, auf dem absoluten Zenit ihres Könnens. Jones, der Legenden bildende Rockgitarrist. Joe Strummer, der charismatische alttestamentarische Prophet der Innenstädte. Paul Simonon, cooler als cool. Und mein Gott, was für ein unfassbarer Schlagzeuger Topper Headon war. Sie peitschten durch ihre frühen Höhepunkte, die meisten Stücke von LONDON CALLING, und ich konnte kaum atmen.
Und das nicht nur, weil ich noch nie zuvor etwas so herzinfarktträchtig Aufregendes erlebt hatte, sondern auch, weil die Leute hinter mir mich erbarmungslos gegen die Bühne drückten. Am nächsten Tag ging ich in die Schule, mit reichlich blauen Flecken und irgendwie immer noch blutig. Die Wahrheit ist, dass ich mich nie mehr davon erholt habe.