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Die 10 skurrilsten Cover der Rockwelt (Teil 2)

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Die 10 skurrilsten Cover der Rockwelt (Teil 2)

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skurrilste cover_neil youngNeil Young
ON THE BEACH (1974)

Es ist das fünfte Album von Neil Young, und weil es ON THE BEACH heißt, ziert das Artwork eine idyllische Strandszene. So weit, so unspektakulär. Aber irgendwas irritiert dann doch …
Nun ist unser Gehirn eben derart programmiert, dass wir beim Betrachten eines Bildes unsere Aufmerksamkeit zunächst auf das größte Objekt richten – in diesem Fall einen Sonnenschirm im zeitgenössischen 70er-Jahre-Design. Wir erkennen sofort, dass da nur eine Camping-Ausrüstung steht, Schirm, Tisch, zwei Stühle, alles Ton in Ton. Gelb ist die dominante Farbe, was einen schönen Kontrast zum blauen Himmel über dem Ozean bildet. Nun finden wir normal sozialisierte Menschen unsere Artgenossen gemeinhin interessanter als Campingmöbel aus der Prilblumen-Ära, weshalb unser geübter Blick sogleich in die Ferne schweift, Richtung Waterkant. Dort steht Neil Young mit dem Rücken zu uns. Sein gelbes Hemd harmoniert mit dem Camping-Ensemble, er blickt versonnen aufs Meer. Noch bewegen wir uns also in der Casper-David-Friedrich- Bildsprache, modifiziert für die mittleren 70er Jahre. Ein einsamer Mensch blickt in die Natur. Aber jetzt wird’s schräg: Vorne links ragt etwas aus dem Sand. Ein Auto. Konkret: Die Heckflosse eines 1959er-Cadillacs in der Lackierung „Got­ham Gold“. Und zwar wie die Spitze eines Eisbergs, denn die restlichen knappen sechs Meter des Detroiter Eisenhaufens sind verborgen. Nun weiß man um Youngs Vorliebe für V8-Di­no­saurier einerseits und seine stete Sorge um die Natur andererseits, was gewissen Interpretationen Raum lässt. Die uns jetzt aber mal egal sind. Denn Designer Gary Burden und Fotograf Bob Seidemann spielen in erster Linie mit unserer Wahrnehmung. Da ist etwas im Vordergrund, aber dennoch verborgen. Da passt etwas nicht zur Umgebung, fügt sich aber dennoch ein. Hübsch rätselhaft, oder?
Uwe Schleifenbaum

skurrilste cover_Little Feat THE LAST RECORD ALBUM Little Feat
THE LAST RECORD ALBUM (1975)

Glatt gelogen: Das fünfte Studioalbum von Little Feat war keineswegs ihr finaler Output, und auch andere Künstler veröffentlichten noch nach 1975 „record albums“ – und tun es bis heute. Um es klar zu sagen: THE LAST RECORD AL­­BUM war und ist nicht der hellste Punkt in der Diskographie der kalifornischen Blues-Swamp-Americana-Funk-Rock-Kapelle, die im Laufe ihrer Karriere wesentlich stärkere Werke geschaffen hat. Aber hier geht es ja nicht um den Inhalt, sondern die Verpackung. Und die stammt von Neon Park alias Martin Muller (1940–1993), Haus- und Hof-Grafiker für Little Feat, der aber auch erfolgreich fremdging: Dr. Johns CITY LIGHTS stammte ebenso aus seiner Werkstatt wie WEASELS RIPPED MY FLESH der Mothers Of Invention und SPECIAL DELIVERY der Südstaaten-Rocker 38 Special. Aber zurück zur „letzten Schallplatte“. Wir sehen: eine Straße, und zwar eine typisch amerikanische Main Street, gesäumt von Geschäften und ihren Werbeschildern. Im Hintergrund: eine Götterspeise mit Sahnehäubchen und dem weltbekannten Hollywood-Schriftzug. Im Vordergrund: ein Hase, vermutlich der Sorte Lepus californicus, dem Neon Park kurioserweise ein artfremdes Geweih verpasst hat. Eine künstlerische Freiheit, die er sich übrigens 1981 beim Little-Feat-Album HOY-HOY! noch einmal erlaubte, nur dass diesmal ein Deutscher Schäferhund gehörnt wurde. Und was wollte uns der Künstler mit all dem sagen? Nun, auffällig ist der Kontrast zwischen bunter Kommerzwelt und der wüstenartigen Beschaffenheit der Straße, die zum Traumziel Hollywood führt. Ist es also ein steiniger Weg bis zum Sahnehäubchen, flankiert von allerlei Verlockungen? Möglich. Man könnte aber auch Konsumkritik hinein interpretieren, oder eine ökologisch inspirierte Mahnung. Muss man aber nicht. Man kann es nämlich auch einfach ansehen, staunen und lächeln.
Uwe Schleifenbaum

skurrilste cover_Udo Lindenberg Panik PantherUdo Lindenberg
PANIK-PANTHER (1992)

Seine größten Erfolge feierte Udo Lindenberg zwischen Mitte der 70er und Mitte der 80er Jahre – und dann wieder im neuen Jahrtausend, endlich und völlig zu Recht anerkannt als Pionier und elder statesman der Rockmusik deutscher Zunge. Dazwischen: harte Zeiten. Denn unser Udo, einst Hipster und viel zitierter Wortakrobat, fiel in den frühen 90ern bei der Coolness-Polizei in Ungnade, galt als Relikt der Vergangenheit, als zwanghaft schnodderiger und tendenziell peinlicher Berufsjugendlicher. Ein hartes, ungerechtes Urteil. Doch künstlerisch schien er seinen Zenit tatsächlich überschritten zu haben. Für semilustige Parolen, et­­wa BUNTE REPUBLIK DEUTSCHLAND war er aber immer noch zu haben, ebenso für semilustige Artworks. Wie 1992, beim Album PANIK-PANTHER. Udo mit Iro. In den Farben der Republik. Gut, das Sommer­märchen 2006 war damals noch Zukunftsmusik, der betont entspannte Umgang mit nationalen Symbolen wollte erst noch geübt werden, aber so richtig originell war die Kombination aus antinationaler Frise und nationaler Kolorierung schon damals nicht. Eine Provokation? Ja nun: für wen denn? Für Iro-Punks sicher nicht, denn die hörten ohnehin härtere Sachen. Für Deutschnationale? Theoretisch schon, aber dass irgendwelche braunen Dorfdeppen zu CD-Verbrennungen aufgerufen hätten, ist nicht überliefert. Denn braune Dorfdeppen hatten’s schon damals eher mit den Farben der ollen Reichsflagge, zudem waren die um 1992 vollauf damit beschäftigt, im Dosenbierrausch die Wohnhäuser von Migranten anzuzünden und sich dabei die Jogginghosen voll zu pinkeln. Aber vielleicht warb Udo ja auch nur für eine Art „linken Patriotismus“, für das Entreißen nationaler Symbole aus den Klauen der Sportbekleidungs-Selbstnässer. Warum auch immer, aber so könnte es gewesen sein. Was das Album allerdings auch nicht besser macht.
Uwe Schleifenbaum

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