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David Bowie: Rick Wakeman über seinen Kollegen und Freund

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David Bowie: Rick Wakeman über seinen Kollegen und Freund

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david bowie promoRick Wakeman musste sich zwischen Yes und den Spiders From Mars entscheiden. Es wurde zum Beginn einer Freundschaft, die 40 Jahre halten sollte.

Text: Rick Wakeman

Ich spielte 1969 auf der Single ›Space Oddity‹ das Mellotron, damals trafen wir uns das erste Mal. Das war so eine Ehre. An dem Abend kam ich nach Hause und erzählte Freunden, dass ich gerade an einem der besten Stücke mitgearbeitet hatte, an denen ich je beteiligt war. Dazu spielte ich noch Klavier auf ›Wild Eyed Boy From Freecloud‹ und ›Memories Of A Free Festival‹ von seinem zweiten Album, das im selben Jahr erschien.

Dann lud David mich in sein Haus in Beckenham ein, um die Tracks zu hören, aus denen dann HUNKY DORY wurde, und diese Songs waren so großartig, dass wir das ganze Album zusammen aufnahmen. Wir wurden Freunde und er gab mir sehr viel Freiheit bei den Parts, die ich spielen sollte.

Wir hatten in dieser Zeit unglaublich viel Spaß. So viel, dass ich mich, als er die Spiders From Mars gründete, mit ihm und Mick Ronson traf und David mir an­­bot, einzusteigen. Das war eine große Ehre. Doch wie es der Zufall so wollte, hatten mich Yes an genau jenem Tag ebenfalls gefragt.

Was für eine Entscheidung. Das war, als würde man gefragt, ob man bei Chelsea oder Manchester City unterschreiben will. Letztlich fiel meine Wahl auf Yes. Ich hatte schon eine Weile mit David zusammengearbeitet, was sehr angenehm war, und bewunderte ihn, liebte ihn. Er ist wohl die einflussreichste Person, mit der ich je beruflich zu tun hatte. Aber natürlich hätten wir nur sein Material aufgenommen. So toll das auch war, gab es doch eine Grenze für meinen Erfolg mit ihm. Bei Yes konnte ich meine eigene Musik spielen und Teil einer richtigen Band sein. Also fuhr ich zu David und sagte ihm genau das. Seine Antwort war, dass es in jeder Hinsicht die richtige Entscheidung war.

Ein paar Jahre später, 1976, wurden wir dann Nachbarn in Montreux in der Schweiz und trafen uns oft auf ein paar Drinks. Dabei kam meine Absage an ihn, um bei Yes anzufangen, hin und wieder zur Sprache. David sagte wiederum, dass meine Wahl die richtige gewesen war – und zwei oder drei Jahre später hatte er das Line-up der Spiders ohnehin wieder umgebaut.

Mitte der 80er kollaborierten wir wieder miteinander. Er rief an und fragte, ob ich auf ABSOLUTE BEGINNERS spielen würde, für den gleichnamigen Film. Er sagte: „Hast du da Lust drauf, um der alten Zeiten willen? Ich brauche so ein Rachmaninow-Klavier.“ Wir saßen im Pub und schwelgten ein paar Stunden in Erinnerungen, dann machte ich den Track und das war’s.

Auf der Bühne war er eine Person, jenseits der Bühne eine andere – und auf der Bühne manchmal mehr als eine. Aber ich durfte wohl den echten David Bowie kennenlernen, denn ganz am Anfang unserer Freundschaft nahm er noch all die Einflüsse auf, die ihn zu David machten. Ich hatte großes Glück, ihn in jener Zeit zu kennen. Später, in den Montreux-Zeiten, trafen wir uns in einem Laden namens Museum Club und verbrachten dort Stunden im Gespräch über verschiedenste Themen.

Natürlich verfolgte ich seine Karriere Schritt für Schritt. Er kannte keinen Stillstand und machte in jeder Hinsicht immer nur das, was er wollte. David war einfach einzigartig. Er könnte sich als einflussreichster Musiker, Künstler oder Performer – wie immer man ihn auch nennen mag – meiner Generation erweisen. Und wahrscheinlich sogar jeder nachfolgenden.

Mir fallen so viele Anekdoten über David ein. Eine meiner liebsten ist aus ei­­ner Zeit, als ich 1969 diesen kleinen Folk-Club namens Booze Drop in Acton, West-London führte. Wir schuldeten dem Vermieter Geld … Mann, das waren ungefähr 40 Pfund, was damals ein kleines Vermögen war. Bei den Strawbs verdienten wir gerade mal 18 Pfund die Woche pro Kopf.

Ich wusste, dass David unter dem Namen Davy Jones ein Folk-Sänger gewesen war, und nachdem wir ›Space Oddity‹ gemacht hatten, erzählte ich ihm von dem Alptraum, den wir gerade durchmachten. Er sagte: „Ich werde vorbeikommen und einen Abend für euch spielen. Es wäre lustig, mal wieder die alte Akustische rauszukramen, das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht.“ Auf die Frage nach seiner Gage, antwortete er: „Oh, gib mir einfach einen Fünfer“.

Also schaltete ich eine große Anzeige im „Melody Maker“ – die ich mir nicht leisten konnte – und wir hingen überall in Acton Plakate auf. Womit wir nicht gerechnet hatten, war dieser besondere Trick, den die Folk-Clubs damals an­­wendeten: Sie warben mit einem riesigen Namen, den sie gar nicht gebucht hatten. Die Zuschauer kamen und dann wurde durchgesagt: „Es tut uns leid, aber Fairport Convention haben es heute leider nicht geschafft. Aber dafür haben wir Peter & die Rotzsäcke“. Da war es dann schon zu spät, denn der Club hatte ja schon dein Geld.

Der große Abend stand also bevor. David Bowie im Booze Drop … und es kamen ganze zwölf Leute, weil alle dachten, es sei auch so ein Schwindel. Doch die Kunde breitete sich aus wie ein Lauffeuer, und als er seinen letzten Song spielte, drängten sie alle zur Tür rein. Sie waren aber leider zu spät dran. David fand das natürlich urkomisch.

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