Sympathisch: Indie-Songwriter-Rock aus Kanada.
Das Risiko postmoderner Rock-musik: Wenn der ganze Fundus der Pophistorie zur Verfügung steht, aus dem man sich nach Belieben bedienen kann, artet das mitunter in arge Beliebigkeit aus. Wenn sich dann noch alle die gleichen Zutaten unter den Nagel reißen, weil die momentan eben gar so angesagt sind, dann wird’s auch schnell mal langweilig. Das Gute an postmoderner Rockmusik: Es tauchen immer wieder Bands wie Current Swell auf, die zwar ebenfalls in besagtem Fundus fündig wurden, aber einerseits keine Lust darauf haben, das zu tun, was alle tun, weshalb sie das allzu Offensichtliche meiden. Und die andererseits aus all den Fundstücken etwas Eigenständiges kreieren. ULYSSES, fünftes Album des Quartetts aus Victoria, ist dafür ein treffendes Beispiel. Da schimmert Folk durch, aber auch der unterhaltsame Alternative-Rock von Cake, da wird flott aufgespielt, das Tempo auch mal zurückgenommen, da wird mit breitem Pinsel elektrisch gemalt und auf der Akustischen ein zartes Aquarell hingeworfen. Gut ist das, es könnte sogar sehr gut sein, doch erreicht leider nicht jeder der zwölf Songs das höchstmögliche Niveau. Aber weil sich die Ausfälle in Grenzen halten, reicht es immer noch für 7/10.