Tom war eine Sportskanone und ein Familienmann. Er hatte sich als Lkw-Fah-rer und Stahlarbeiter verdingt. Und er warihr erster Manager, der sah, wie Creedencez u „Johns Show“ wurden, wie er 1972 dem „Disc & Music Echo“ sagte. „Ich musste mein Ego runterschlucken, aber es kam wieder hoch. Doch ich stieg nicht aus, und schob es immer wieder auf, weil ich so viel Zeit in die Band gesteckt hatte – Jahre meines Lebens. Und als wir dann richtig pro-fessionell wurden, hatte ich meine gesam-ten Ersparnisse investiert – 1.500 Dollar. Ich hatte viele Jahre gebraucht, um das zusammenzusparen. Und auch wenn wir wesentlich mehr als das verdienten, ging es einfach ums Prinzip. “Doch ein Jahr vor seinem Ausstieg sagte Tom im „Hit Parader“: „Unser Verhältnis zu Fantasy Records ist etwas Wunderschönes. Wir waren nirgendwo und Saul Zaentz ist auf unserer Seite.“ Und John fügte hinzu: „Er glaubt auch an ehrliche Musik.“ Wahrscheinlich waren sie danach nie wieder einer Meinung. Tom machte eine Reihe von Soloalben, darunter EXCALIBUR, doch John tauchte nur auf einem einzigen Song seines Bruders auf, ›Joyful Resurrection‹ auf ZEPHYRNATIONAL.
Und selbst dann weigerte er sich, im selben Studio wie die anderen drei zu sein, als er eine einfache Rhythmusgitarre einspielte. Er bestand auch darauf, als J.C. Fogerty genannt zu werden und versteckte sein Gesicht auf der Rückseite der Platte hinter einer Baseball-Kappe. 1980 kamen die vier Herren wieder zusammen, um bei Toms Hochzeit ein paar alte Hits zu spielen, und noch mal für ein Klassentreffen ihrer High School. Weitere Rufe nach einer Creedence-Reunion wurden immer wieder abgeschmettert, vor allem nach Johns drittem Soloalbum CENTERFIELD, auf dem sich die Songs ›Zanz Kant Danz‹ (später umbenannt in ›Vanz Kant Danz‹) und ›Mr. Greed‹ fanden, wenig subtile Attacken auf den Fantasy-Besitzer. Zaentz antwortete mit einer Klage gegen Fogerty auf Selbstplagiat. Seine Behauptung – dass der neue Song ›The Old Man The Road‹ eine Kopie von CCRs ›Run Through The Jungle‹ sei – wurde nicht anerkannt, doch John hatte nach wie vor keine Verlagsrechte an einem einzigen Song aus den alten Zeiten.
In den 80ern begann Tom, an schlimmen Rückenschmerzen zu leiden. Bei einer Operation bekam er eine Bluttransfusion. Doug Clifford führt die Geschichte fort: „Sie gaben ihm 20 Einheiten Blut, die mit dem AIDS-Virus kontaminiert waren. Während Tom immer wieder ins Krankenhaus musste, wurden wir wieder zu guten Freunden. Ich besuchte ihn und blieb immer eine Woche für zwölf Stunden am Tag. Er hätte auf der Intensivstation liegen sollen, aber wegen seiner AIDS-Erkrankung zahlte die Versicherung das nicht. Es war würdelos und unerträglich, ihn so verfallen zu sehen, zu bezeugen, wie schnell er als Mensch verschwand. Er war ein Hüne gewesen, 1,88 m groß, 110 kg schwer, und irgendwann wog er keine 60 kg mehr. Wir saßen nur da und unterhielten uns darüber, wie brutal diese Krankheit war. Er brauchte Vollzeitbetreuung, weil seine Frau zwei kleine Kinder hatte und nicht wusste, wo ihr der Kopf stand. Ich nannte Tom meinen Bruder, er war für mich Familie. Er war sehr tapfer. Niemand wusste damals, was dieses Ding war. Als ich einmal bei ihm war, waren wir beide eingeschlafen. Ich wachte auf und hatte Durst, da trank ich etwas, was bei ihm auf dem Tisch stand, und dann wurde mir klar, dass das sein Essen war. ‚Oh Gott, was habe ich nur getan? Werde ich nun auch diese grauenhafte Krankheit kriegen?‘ Das hängt mir bis heute nach.“Einmal durfte Tom nach Hause und erbat die anderen, zu ihm zu kommen und akustische Gitarren zu spielen, um die Feindschaft hinter sich zu lassen. Angeblich weigerte sich John. Er kam erst, als Tom keine Gitarre mehr halten konnte. Die Anwesenden sagen, das Tränen über Toms Gesicht strömten.
„John hatte versprochen, dass er kommen und spielen würde, und das tat er nicht, und jetzt kann ich es nicht.“ So kaltschnäuzig das sein mag (und es sorgte für viel böses Blut), war Johns Ausrede, dass er Tom im Krankenhaus besucht und gehört hatte, wie er flüsterte: „Saul Zaentz ist mein bester Freund. Ich kann mich auf ihn verlassen“, nachdem er zuvor„hässliche Briefe“ erhalten hatte, in denen Dinge gestanden seien wie „Saul und ich werden gewinnen“. Saul Zaentz erschien nicht auf Toms Beerdigung. So viel zum Thema „bester Freund“. Nach Jahren des köchelnden Hasses auf Fantasy Records war das zuviel für John. „Ich fühlte mich wie ein kleiner Gefangener in ihrem Verlies, ihre kleine Maus in einem Käfig, mit der sie spielten“, sagte er im „Guardian“. „Jemanden wie Elvis oder die Beatles auf dem Zenit ihres Könnens sozu behandeln, ist schrecklich.“ John hat gesagt, er dachte, er habe Tom einen versöhnlichen Brief geschrieben. Er dachte, er habe ihn angerufen, um das Kriegsbeil zu begraben, als ihre Mutter starb. In seinem Buch „Fortunate Son: My Life, My Music“ von 2005 schrieb er: „Ende der 80er schlug Doug vor, dass Creedence sich wieder zusammentun, obwohl Tom sehr krank war. Und alles, was ich denken konnte, war: ‚Na toll – Doug und Stu wollen Tom in einem Rollstuhl um die Welt karren‘.
Ich besuchte Tom ein paar mal 1990, kurz bevor er starb. Er war sehr dünn und sah zerbrechlich aus. Er trug immer Sonnenbrille, auch drinnen. Und er war immer noch irgendwie abgehoben, wie er das immer gewesen war, schon 1969, 1970. Nachdem ich den Plagiatsprozess gewonnen hatte, begegnete ich Tom zufällig. Er sagte: ‚Herzlichen Glückwunsch zu dem Verfahren‘. Als sei es eine Hausaufgabe in der Schule gewesen. Er hatte sich so weit entfernt, es machte mich wahnsinnig.“ Dass es zu keiner Versöhnung mehr kam, war tragisch, doch John konnte immer noch nicht vergessen. „Ich empfinde sehr gemischte Gefühle für meinen Bruder, denn es gab eine Zeit, in der alles sehr glücklich war“, sagte er im „Guardi-an“. „Das Beste, was ich über Tom sagen kann, ist dass er der ältere Bruder war, doch der jüngere Bruder hatte eben viel mehr Talent, also war er noch eifersüchtiger als die anderen beiden bei Creedence Clearwater Revival.“
Tom Fogerty starb am 6. September 1990 im Alter von 48 Jahren an von AIDS verursachter Tuberkulose in Scottsdale, Arizona. Er wurde eingeäschert und seine Asche wurde in der Half Moon Bay in Kalifornien verstreut. 1993wurden Creedence Clearwater Revival von Bruce Springsteen, der John einst als den „Hank Williams unserer Generation“ bezeichnet hatte, in die Rock And Roll Hall Of Fame eingeführt. Springsteen, der immer das Gute im Menschen sehen will, wurde inseiner Rede ganz Folk-rührselig: „Creedence machten Musik für all die gestrandeten Tom Sawyers und Huck Finns…und für die Welt, die nie in der Lage sein würde, ihre einfachste und eloquenteste Einladung anzunehmen, nämlich diese: ‚If you get lost, come on home to Green River‘.“ John Fogerty weigerte sich, bei der Zeremonie mit Cook und Clifford zu sammen zu spielen. Stattdessen ließ er sie vor Wut kochend am Podium zurück, während er mit Springsteen und Robbie Robertson von The Band ein paar CCR-Klassiker spielte. Eine äußerst publikumswirksame Abfuhr, die Fogerty als einen moralischen Sieg reklamierte. „Ich war Doug und Stu am Tag der Zeremonie begegnet, oder vielleicht am Tag davor, in dem Raum, in dem die Ehrung stattfinden würde“, schrieb John in „Fortunate Son“.
„Ich wollte meine Absichten und ihre Erwartungen klarstellen. Ich sagte ihnen: ‚Nach dem, was ihr getan habt, werde ich nicht mit euch spielen. Ihr seid losgezogen und habt euch meinem schlimmsten Feind angeschlossen‘. Stu sagte: ‚Nun, wir haben dich ziemlich hängen lassen‘. Sie wussten das, doch bei der Zeremonie taten sie dann trotzdem so, als seien sie schockiert. Als wären sie rein wie frischer Schnee. Jeder, der je in einer Band war, weiß, wie widerlich es ist, dass sie ihre Stimmen an einen Außenstehenden verkauft haben. Sie haben für immer Schande über sich gebracht. Nichts wird jemals etwas daran ändern.“ Wird dieses Kriegsbeil jemals begraben werden? „Nein, niemals“, sagt Clifford, „weil John es nicht begraben wird. Es kratzt mich auch nicht mehr. Es wäre schön, aber es wird nicht passieren. Ich bin glücklich, mit Stu bei Creedence Clearwater Revisited zu spielen.“
Man kann sich vorstellen, wer etwas gegen diese Idee hatte. Wieder John in „Fortunate Son“: „1995 gründeten Stu und Doug eine Formation namens Creedence Clearwater Revisited, um meine Songs in der Oldie-Szene zu spielen. Man kann sich denken, was ich davon hielt… Ich hoffe nur, dass die Leute da nicht hingehen und erwarten, etwas Gutes zu sehen. Es gibt da diese alte Wahrheit in der Welt, ich weiß nicht mehr, wer sie zuerst aussprach, Plato oder Sokrates: Wenn man keinen Geschmack hat, kann man alles machen.“ Kratzt das Clifford? „Nicht im Geringsten. Ich habe mich nie groß wie ein Rockstar gefühlt, auch wenn wir tausende Menschen glücklich gemacht haben, und das fühlte sich ziemlich cool an. Ich bin ein Naturbursche. Meinen Spitznamen Cosmo bekam ich aufgrund meiner Liebe zur Entomologie, zu Ameisenkolonien, Kakerlaken und Schmetterlingen. Klar lebe ich gut, Stu auch, aber das liegt daran, dass wir Buchhalter und Anwälte haben und unsere geschäftlichen Angelegenheiten professionell handhaben. Ich habe mich nie berauscht oder irgendwelchen Mist aus Hotelfenstern geworfen. Ich bin ein Großvater, der einkaufen geht und gerne grillt. Wenn CC Revisited in Südamerika spielen, behandeln sie uns tatsächlich wie Rockstars, aber ich bin dort eher umm eine Sicherheit besorgt. Der Reiz des Berühmtseins ist längst verflogen. Ich bin stolz auf die Musik. Das ist unser Vermächtnis.“