Formvollendet
Anders als bei Bob Dylan weiß man bei Bryan Ferry, was man bekommt. Seine Konzerte haben seit Jahren dieselbe dunkel-schillernde Stimmung, er spielt die Lieder, die alle von ihm hören wollen, und er schaut dabei perfekt aus. Der Anzug ist weder zu weit noch zu eng, das Hemd ragt genau richtig weit unter den Jackettärmeln hervor, die diesmal fein gepunktete Krawatte ist weder zu straff noch zu locker gebunden. Turnschuhe wie die Stones sie heute bei ihren Auftritten tragen? Unvorstellbar. Die mittelbraunen Lederschuhe sind perfekt poliert.
Ein elegantes Winken, als er auf die Bühne im Circus Krone und dort direkt hinters Keyboard spaziert. Für ›In Every Dream Home A Heartache‹ vom zweiten Roxy-Music-Album FOR YOUR PLEASURE von 1973. Damals waren Ferry und Band gerade dabei, den Rock in die Avantgarde zu überführen. Sie griffen musikalische Muster der 50er, 60er und von davor ironisch auf, zerlegten sie in ihre Einzelteile und setzten die Schnipsel auf ihre ganz eigene geniale Weise neu zusammen – und damit das Pop-Konzept des „Remake/Remodel“ in Musik um. Sie waren die nicht weniger radikale, britische Antwort auf die amerikanischen Art-Rocker von Velvet Underground.
„Turnschuhe wie die Stones sie bei ihren Auftritten tragen? Unvorstellbar. Die mittelbraunen Lederschuhe sind perfekt poliert.“
Radikal ist Ferry heute nicht mehr. Eher verbreitet er die Grandezza eines in Würde gealterten Poppers. Er wiegt die Hüften im Rhythmus, tänzelt dezent. Dennoch wirkt er nicht unemotional. Der Applaus nach dem ersten Song ist tatsächlich außerordentlich, und da scheint er ehrlich gerührt, er blickt seine Begleitmusiker spitzbübisch an, führt die Hände an die Lippen und wirft dem Publikum Küsse zu. Fast wirkt er ein bisschen schüchtern.
Nach ›Every Dream Home‹ gehts erstmal weiter mit Roxy Music: ›Out Of The Blue‹ und ›The Space Between‹. In sein Soloschaffen startet Ferry mit ›The 39 Steps‹, ›Slave To Love‹ und dem Dylan-Cover ›Just Like Tom Thumb’s Blues‹. Die Stimme klingt hier und da ein bisschen zerbrechlich, aber dass er heutzutage mehr haucht als singt, weiß man bei Ferry seit Jahren. Dazu springen seine beiden Background-Sänger verlässlich bei.
Als sich dann so etwas wie, nein, nicht Langeweile, aber Routine einzustellen beginnt, kommt genau richtig das großartige ›If There Is Something‹ vom Debütalbum von Roxy Music daher. Mit wunderschönem Saxofon-Solo. Zum Schluss haut Ferry schlicht und einfach Klassiker auf Klassiker raus. ›More Than This‹, ›Avalon‹, ›Virginia Plain‹. Das sind nur ein paar. ›Jealous Guy‹, klar. Ganz am Ende ›Let’s Stick Together‹. Bryan Ferry wird wieder in den Circus Krone kommen. Er wird wieder dieselben Lieder spielen. Ich werd dabei sein.
Text: David Numberger
ja, stimmt… so wollen wir ihn hören und sehen und werden dabei nicht müde – er kann uns immer noch mitreißen und ein Song nach dem anderen läßt uns dahinschmelzen. Deshalb sind und waren wir hier – das ist ein Bryan Ferry wie wir ihn seit Jahren lieben. Und das werden wir die kommenden Jahre auch noch unter Beweis stellen und immer wieder kommen – zu unserem Ferry. Wir lieben ihn, so wie er ist. Wenn auch nicht mehr so stimmgewaltig – aber immer noch ein Gentleman mit super Stimmer (nur etwas leiser und gehauchter). Ein Hoch auf ihn und die (hoffentlich) kommenden Jahre 🙂
Genau so war es und ich freue mich auf ein nächstes Mal.Gute Kritik!!
Ich habe eine Frage, vielleicht kann mir ja hier jemand helfen. Ich war auch auf dem Konzert und war begeistert. Weis jemand wie die Dame am Klavier heißt. Also die Vorband bzw. Vorfrau. Vorbands finde ich meißtens eher als Belastung, da mir bisher noch keine Gefallen hat. Aber diese Frau war eine Ausnahme. Leider habe ich den Namen nicht mitbekommen bzw. ist der nirgends gestanden. Mir hat Ihre Musik gefallen und mich würde interessieren wer das war.
Da können wir gerne weiterhelfen, das war die amerikanische Songwriterin Diane Birch.
Ja super. Vielen Vielen Dank.
Vielen Dank für die nicht zu übertreffenden Worte. Ich war nicht in München dabei, aber einige Tage zuvor in Wien und vor zwei Jahren in Graz. Sensationell und kein Weg ist mir zu weit Bryan zu sehen und zu hören. Er überzeugte meine 22jährige Tochter genauso wie alle anderen im Publikum und wir alle wünschen uns ihn wieder zu sehen!