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The Boxmasters im Interview: Schluss mit Verrücktsein

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The Boxmasters im Interview: Schluss mit Verrücktsein

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Boxmasters im Interview

›Day’s Gone‹ dreht sich um Obdachlose. Warum wolltet ihr über dieses Thema schreiben?
Thornton: Es gibt in Los Angeles einen Freeway, der 405 heißt. Er ist der meistbefahrene in den USA. Wenn du den Wilshire Boulevard runterfährst, von Santa Monica kommend, und den 405 überquerst, dann stehen links vom Freeway ein paar Büsche, und dort ist ein Obdachlosencamp, mit Zelten und Pappkartons. Ich bin da mal vorbeigekommen, als als sie gerade aufgestanden sind, und im Hintergrund konnte man all die Glas- und Stahlhochhäuser sehen, Westwood, die UCLA, die Universität und die ganzen College-Kids. Eine ziemlich wohlhabende Gegend. Ich dachte über dieses Nebeneinander nach, die Obdachlosen und im Hintergrund der in den Himmel aufragende Wohlstand. So kam mir die Idee zum Song. Wenn sie abends neben dem Freeway schlafen gehen, hören sie all die Autos, und am morgen werden sie aufgeweckt davon, von den Leuten, die ein Leben haben, die in die Arbeit oder einfach auf ein Eis fahren. Sie sind mittendrin und doch wissen viele, wenn sie sich hinlegen, nicht, ob sie am nächsten Tag zu essen haben werden, ob jemand ihnen Geld gibt oder ob sie überhaupt aufwachen.

Und an die Leute, die sagen: Die kaufen sich ja eh nur Wein, wenn ich ihnen fünf Dollar gebe! Wisst ihr was: Ich trinke auch gern ein Glas Wein. Also wenn sie sich Wein davon kaufen, okay. Und die Leute an den Freeways sind auch nicht die, die das System missbrauchen. Viele von ihnen sind psychisch krank, manche haben eine Posttraumatische Belastungsstörung. Es gibt alle möglichen Ursachen für Obdachlosencamps wie dieses.

Ihr veröffentlicht fast jedes Jahr ein Album, wie macht ihr das?
Andrew: Das Studio ist unser Lieblingsort. Songs zu schreiben, ist nicht das Schwierige für uns, schon eher, all das, was wir geschrieben haben, aufzunehmen. Wir haben Kinder und Jobs, unsere Musik machen wir, um nicht verrückt zu werden. Teddy (Andreadis, Anm. d. Red.), das dritte offizielle Mitglied der Boxmasters, ist oft weg und spielt andere Gigs, also sind meistens wirklich nur Billy und ich im Studio und nehmen so viel auf, wie wir können. Billy spielt Schlagzeug, Percussion und singt, ich füge Bass und Gitarren dazu, für die Keyboards holen wir manchmal spontan jemanden, wenn Teddy nicht da ist. Die einzelnen Tracks entwickeln wir immer so weit, dass sie praktisch fertig sind. Und wenn dann die Zeit kommt, ein neues Album zusammenzustellen, haben wir da dieses so gut wie fertige Material.

Seid ihr nervös, wenn ihr auf die Bühne geht?
Thornton: Wir sind wahrscheinlich tatsächlich nervöser, wenn wir nicht auf Tour sind, haha. Letztes Jahr haben wir 44 Shows in 52 Tagen gespielt, dieses Jahr ist Ähnliches geplant. Wir arbeiten also jeden Tag, da brauchst du nicht viel nachzudenken. Wir sind alle eher nervöse Typen, wir haben viele Sich-Sorgen-Macher in der Band. Besonders mich. Aber ich denke, man hat immer ein bisschen mit den Nerven zu tun, bevor man auf die Bühne geht. Das ist fast essenziell, denn es gibt dir die Energie, es zu tun. Solange es deine Performance nicht beeinträchtigt, ist es nichts Schlechtes. Als ich ein Kid war, hab ich in Opening-Bands auf Festivals gespielt, also vor 20.000 bis 40.000 Leuten, da war ich gerade mal 16 oder 17. Aber das waren tatsächlich die einfacheren Nummern, denn je größer das Publikum, umso einfacher die Show. Wenn du in einem kleinen, intimen Setting auftrittst und jeder bis hinter zur Wand dich sehen kann, dann wird alles von allen wahrgenommen.

Ihr habt die Boxmasters vor mehr als zehn Jahren gegründet. Wie hat alles angefangen, und warum wolltet ihr so klingen, wie ihr es tut?
Thornton: Anfangs klangen wir anders, und für eine Weile gab es das Missverständnis, dass die ersten beiden Boxmasters-Alben unser Sound sind. Aber JD und ich haben das mit Absicht getan. Wir haben damals gemeinsam an einem Soloalbum von mir gearbeitet und eines nachts einfach mal so einen Song zusammen gespielt. Ich mochte den Sound und wir fingen an, ein paar British-Invasion- und Hillbilly-Sachen zu hören. Wir dachten uns: Warum verheiraten wir die beiden Genres nicht und machen eine stilisierte Platte und schauen, was passiert? Ich singe nicht mal so, wie ich eigentlich singe, das war fast augenzwinkernd gemeint. Erst danach fingen wir an, Songs zu machen, die so klingen, wie wir klingen wollten. JD liebt die Beach Boys, ich liebe die Byrds, wir beide lieben die Beatles, Big Star, die Box Tops und anderes Memphis-Zeug. Diese Einflüsse stechen heraus. Unsere Musik ist die Summe all dessen, was wir gehört haben, als wir aufgewachsen sind. Unser Humor kommt vor allem von Frank Zappa und den Mothers Of Invention.

Wie viele Jahre kommen noch mit der Band?
Thornton: Hm, nun, es ist, wie wir davor gesagt haben: Wenn die Welt in drei Jahren untergeht, wars das. Wenn nicht, planen wir, länger zu machen als Mick Jagger.

Letzte Frage: Welche Musik hört ihr gerade?
Thornton: JD und ich haben Kids, also hören wir viel von dem, was sie hören. Ich selbst hab zuletzt oft Wes Montgomery und Herb Alpert gehört.
Andrews: Wenn wir an einem Album arbeiten, befassen wir uns nicht viel mit anderen Musikern. Zuletzt waren es wenn dann eher ältere Sachen, so was wie Badfinger, Traffic…
Thornton: …die Easybeats.
Andrew: Genau. Wir nutzen all diese Einflüsse, denn es gibt so viele Sounds, von denen wir heute gar nicht mehr wissen, wie sie erzeugt worden sind. Sie sind vom technologischen Standpunkt her limitiert, und zu einigem davon wollen wir zurück. Das meiste, was wir hören, ist nicht aktuell, aber es lässt uns gut fühlen, wie Kinder. Wir werden dann aufgeregt und wollen auch so was machen.
Thornton: Ich muss noch eins anmerken, was die politische Diskussion betrifft, die wir davor hatten. Unsere Band war in der Vergangenheit nie dezidiert politisch. Aber über die Jahre kommen halt einige unserer Gefühle, was gewisse Dinge betrifft, heraus. Aber um es klar zu machen: Politisch sind wir moderat. Uns interessiert nicht, ob etwas von rechts oder links kommt, solange es für uns Sinn macht. Was wir nicht mögen, ist radikales Verhalten, egal von welcher Seite. Wir halten nicht viel von den weit Linken oder weit Rechten, mit dieser Art von Extremismus können wir uns nicht anfreunden.

Dieser Extremismus, hat sich der in den letzten Jahren verstärkt?
Thornton: Er hat definitiv mehr Effekt auf die Leute. In meinen Augen, und ich häng ja hier schon eine Weile rum, ist er wahrscheinlich schlimmer geworden. Aber dann liegt das wiederum vielleicht auch daran, dass wir heute Zugang zu so viel Information haben. Als ich aufgewachsen bin, haben wir nicht alles mitbekommen. Haha. Heute weiß man alles.

Interview: David Numberger

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