Drei Exemplare wurden 1967 für den Schlagzeuger von The Who gebaut, immerhin galt „Moon The Loon“ als enorm verschleißfreudig. 2006 erschienen streng limitierte Remakes.
Er war mit Sicherheit der aufregendste, eigenwilligste und unberechenbarste Schlagzeuger, den der Rock‘n‘Roll jemals hervorgebracht hat: Keith Moon aus London, ein echtes Original mit, nun ja, offener Flanke zum Wahnsinn. So lebte er und so spielte er auch Schlagzeug. Unvergleichlich. Ein Attribut, das auch auf das legendäre Set zutrifft, das ihm einst sein Hoflieferant Premier Drums auf den Leib schneiderte – natürlich nach Moons eigenen Entwürfen.
Im Frühjahr 1967 veröffentlichten The Who ihre neue Single ›Pictures Of Lily‹, was den Drummer auf die grandiose Idee brachte, sein Schlagzeug für die US-Tournee im kommenden Sommer optisch ein wenig aufzurüsten – eben mit „Bildern von Lily“. Konkret: im Pop-Art-Stil verfremdeten Pin-Up-Bildern aus der Frühzeit der Fotografie. Dazwischen: The-Who-Logos als Pop-Art-Grafiken sowie Union Jacks, umrahmt von der Signatur des Besitzers: „Keith Moon. Patent British Exploding Drummer.“ Auch die Gestaltung der Bass-drum-Frontfelle übernahm der Künstler höchstpersönlich: Besagte The-Who-Grafik, die einem Porträt des Schlagzeugers entspringt, letzteres umrahmt von zwei barocken Putten. Exzentrisch? Aber hallo! Genauso wie Moons Angewohnheit, eins der drei Standtoms lediglich als Reservoir für Trommelstöcke zweck zu entfremden.
Am 7. Juli 1967 feierte das neue Set Premiere – bei einem Gig im „Malibu Beach And Shore Club“ in Lido Beach, New York. Zuletzt genutzt wurden die verbliebenen Reste Ende des Jahres 1968. Danach verwendete Moon ein Set im „Sparkle Chrome“-Design, das auch in Woodstock auftauchte.
Zur Herstellung: Die gedruckten Grafiken wurden auf die regulären Trommelkessel aufgeklebt und anschließend mit Klarlack versiegelt. Premier Drums scheute weder Kosten noch Mühen, Moons Pläne in die Tat umzusetzen, schließlich war der „explodierende Schlagzeuger“ ihr prominentestes Aushängeschild. Wobei „explodierend“ durchaus wörtlich zu nehmen war. Im Kinofilm „The Kids Are Alright“ von 1979 sieht man, wie The Who 1967 in der US-Fernsehshow „The Smothers Brothers“ ihren zwei Jahre alten Hit ›My Generation‹ spielen. Und am Ende eine Bombe in Moons Bassdrum explodiert. In einem „Pictures-Of-Lily“-Kit, wohlgemerkt. Da waren’s nur noch zweieinhalb.
Und heute? Ein Sammler ist im Besitz von drei originalen Toms, drei weitere besitzt das Londoner „Victoria And Albert Museum“. Die restlichen Trommeln sind verschollen. Vermutlich fielen sie Moons Zerstörungsorgien zum Opfer, damals fester Bestandteil eines jeden Konzertfinales.
Im Jahre 2006 entschied sich Premier dafür, in limitierter Auflage ein Set namens „The Spirit Of Lily“ herauszubringen, komplett mit authentischen Remakes der Grafiken. Das Schlagzeug selbst ist natürlich ein Premier-Set aus moderner Produktion mit weiterentwickelter Hardware, die Trommelgrößen stimmen allerdings mit denen des Originals überein. Premier bot das Set 14 Monate lang an – ein Monat für jedes Jahr der einstigen Zusammenarbeit zwischen Moon und Premier. Die begann 1964 und endete 1978 mit Keith Moons viel zu frühem Tod.
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