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The Black Crowes: Krähen aus der Asche

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The Black Crowes: Krähen aus der Asche

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Die Robinson-Brüder sagten immer wieder, dass es nie mehr dazu kommen würde. Doch nach Jahren bitterer Fehden und intensiven Konkurrenzkampfes, sind The Black Crowes wieder bereit für die Devise: Shake your money maker!

Chris Robinson kann nicht sagen, was der schlimmste Streit war, den er je mit seinem Bruder Rich hatte. Nicht, weil er es nicht sagen will, sondern weil es einfach so unendlich viele gab. Zum Beispiel, als die beiden auseinandergebracht werden mussten, als sie vor einer Show der Black Crowes im Red Rocks Amphitheater im Tourbus aufeinander losgingen. Das war ein ganz großer Streit, so Chris, und er fing an, nachdem Rich ein Boxset von Fairport Convention umgestoßen hatte, das sein Bruder gekauft hatte, und die CDs auf den Boden fielen. Dann war da noch der Vorfall, bei dem Chris vor einem anderen Konzert betrunken und im Drogenrausch mit einer zerbrochenen Flasche Rich angriff. Dabei ging es um eine Setliste. EINE SETLISTE. Oder das andere Mal, als die Crowes mit Oasis durch die USA tourten. Die
Robinsons hatten eine so explosive und gewalttätige Auseinandersetzung, dass die Gallagher-Brüder – selbst nicht unbedingt die Paradebeispiele für brüderliche Harmonie – von der Garderobentür zurückwichen und murmelten: „Wir sind schlimm, aber wir sind nicht SO schlimm“. Niemand kann sich erinnern, was damals der Auslöser war.

Vielleicht ist es besser so. „Wir stritten uns über alles. In welches Restaurant es gehen soll. Wie wir dort hinfahren“, sagt Chris Robinson heute. „Furchtbarer, dummer Scheiß.“ Das Seltsame ist allerdings, dass es kein Streit war, der letztlich das Ende der Black Crowes besiegelte, sondern etwas weit weniger Explosives: ein langsam wachsender Schneeball aus Groll, Depression, Verzweiflung und der Art psychologischer Kriegsführung, wie sie nur zwischen Geschwistern existiert. Die Black Crowes gaben ihre Auflösung offiziell 2015 bekannt, obwohl die Band zu jenem Zeitpunkt de facto schon seit zwei Jahren nicht mehr aktiv gewesen war. Die Brüder starteten daraufhin ihre Solokarrieren – weit voneinander entfernt, doch die Distanz milderte den Zwist keineswegs. Jeder von ihnen feuerte immer wieder Breitseiten gegen den anderen ab und ihre kaputten Familienfehden wurden in der Öffentlichkeit ausgetragen. An diesem Punkt waren sie schon zuvor angelangt, doch diesmal war die Botschaft eindeutig: Die großartigste amerikanische Rock’n’Roll-Band der Moderne war endgültig Geschichte. Es
gab kein Zurück mehr. Nur, dass das Wörtchen „endgültig“ seine Bedeutung verloren hat, und ausnahmsweise ist das mal nichts Schlechtes. Im November 2019 gaben Chris und Rich bekannt, dass sie die Black Crowes wieder für eine Tour 2020 vereinen würden, bei der sie ihr Debütalbum SHAKE YOUR MONEY MAKER komplett spielen würden.

Zum „Warum“ und „Wie“ kommen wir noch, und zu allem, was damit einhergeht: das brüderliche Gezanke, die Lawinen aus Gift und Galle, die die beiden übereinander niedergehen ließen, die Anschuldigungen des Verrats und der Geldgier. Wichtiger ist, wie die zwei sich bekriegenden Brüder endlich wieder Frieden miteinander geschlossen haben. Denn das ist es, worum es hier wirklich geht.

„Heilige Scheiße, da passiert für mich viel mehr, als dass wir eine erfolgreiche Rockband wieder zusammenbringen“, sagt Chris. „Das ist so viel mehr als nur eine Tournee. Es geht hier um mich und
meinen Bruder.“ Die Wiederauferstehung der Black Crowes war das schlechtestgehütete Geheimnis im
Rock’n’Roll. Schon Mitte 2019 hatten einstige Freunde und Bekannte der Brüder verraten, dass ein Comeback bevorstehe. In einigen Großstädten tauchten Poster auf, die das ursprüngliche Logo der Band – zwei Cartoon-Krähen – in einer amüsant aktualisierten Version zeigten: angeschlagen und zerbeult wie
die Brüder selbst. Ein Bild, das so passend wie wissend war. Die beiden Männer, die die Band, die sie 1984 in Atlanta, Georgia gegründet, aufgebaut und aufgelöst hatten und nun wieder aufbauen, könnten verschiedener nicht sein. Und das ist im Wesentlichen die Geschichte der Black Crowes. „Wenn Rich etwas sauber mag, mag ich es dreckig“, sagt Chris zuhause in der Nähe von San Francisco. „Während Rich es organisiert mag, stehe ich auf totales Chaos.“

Der Sänger, 53 und ergraut, beschreibt sich selbst als „legasthenischen Schütze-Leadsänger“. Menschen, die im Sternzeichen des Schützen geboren sind, sind rastlose Geschöpfe, die fortwährend nach Veränderung suchen und sich selten auf den Moment konzentrieren. Und so fühlt es sich auch an, sich
mit Chris zu unterhalten. Er ist redselig, offen und warmherzig, aber folgt seinem eigenen Weg. Er beendet einen Satz oft mit einem Lachen, aber nicht immer mit Sinn. Das heißt nicht, dass
er irgendwas zurückhält – ein Wesenszug, der innerhalb und außerhalb der Band über die Jahre für mehr als ein Problem gesorgt hat.

Wenn Chris ein zitterndes Knie in Menschenform ist, dann ist Rich so ruhig wie die Hand eines Revolverhelden. Er ist drei Jahre jünger als sein Bruder und war mehr als 30 Jahre lang der grundsolide Kern der Crowes, während Chris seine Hippie-Outlaw-Fantasien auslebte. „Ich bin introvertierter und baue Dinge mit Pragmatismus und Methode auf“, so Rich. Er ist in Nashville, wo er mit seiner Familie lebt, in der Nähe der greisen Mutter. „Chris ist extrovertiert, sehr romantisch. Er hat diese rosarot gefärbte Vision davon, wie die Dinge sein sollten. Er hat seinen eigenen Weg, Dinge zu tun.“ Diese leicht entflammbare Dynamik funktionierte jahrelang gut für die Crowes. Bis sie es eben nicht mehr tat.

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1 Kommentar

  1. Die Crows sind für mich ein Paradebeispiel für wahre Musik-Schaffende, eine Spezies die es nicht oft gibt in diesem
    Business.
    Freu mich darauf von den Crows , leider nicht mehr in Original-Besetzung wieder Neues zu hören zu bekommen.
    Geradelinge, einfach gute Rock-Musik dar geboten von Musikern die wissen was gute Rock-Musik auszeichnet.
    Bin ein treuer Fan dieser Band seit dem WDR-Rock-Palast-Auftritt von 1996.

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