Er war ein Teenage-Sex-Pistol, schrieb die größten Hits der räudigen Proto-Punks und verlebt seit seiner Ablösung durch Sid Vicious im Jahr 1977 ein Musikerdasein in steter Bewegung, jedoch ohne den ganz großen, durchschlagenden Erfolg. Glen Matlock lässt sich davon nicht beeindrucken und kreiert unbeirrt weiter. „Ich bin ein einfacher Kerl“, verrät der Bassist im Interview und dazu seine fünf Lieblings-Alben aller Zeiten.
Faces
A NOD IS AS GOOD AS A WINK… TO A BLIND HORSE
(Warner, 1971)
Ich liebe diese Platte und habe sie direkt nach der Erstveröffentlichung in die Hände bekommen. Es ist kein sehr vollständiges Album, aber irgendwas an seinem Sound ist sehr instrumental, zumindest empfinde ich das so. Da sind Songs drauf wie ›Miss Judy’s Farm‹ oder ›Stay With Me‹ und das wunderbare ›Debris‹, das mich sehr berührt, außerdem ›You’re So Rude‹, fast schon eine Punk Rock-Nummer. Insgesamt einfach ein richtig cooles Ding.
David Bowie
THE RISE AND FALL OF ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS
(RCA Victor, 1972)
Ein echter Klassiker, die Band ist einfach nur fantastisch. Mick Ronson spielt darauf Gitarre und ich konnte ihn dafür gewinnen, meine Band Rich Kids zu produzieren, bei denen ich nach den Sex Pistols weitergemacht hatte. Er war wirklich ein außergewöhnlicher Musiker und einer der tollsten Menschen, die ich jemals im Musikbusiness getroffen habe. Er war sehr lustig. Was ich daran auch mag: Die Rhythmusgitarrenparts hat Bowie alle auf der Akustikgitarre gespielt und das schafft einen guten Freiraum innerhalb der Musik, daran habe ich mich ein wenig auf meinem neuen Album orientiert.
Mose Allison
WORD FROM MOSE
(WEA International, 1964)
Jetzt geht es ein wenig in eine andere Richtung, zu einem der großen, niemals genügend beachteten Helden des eher späteren Jazz. Ich spreche von Mose Allison. Er war ein toller Songwriter, ein großartiger Texter. The Who coverten ›Young Man Blues‹ von ihm und die Yardbirds ›I’m Not Talking‹. Sein Klavierspiel ist großartig, die Grooves ebenso und ich denke, The Who hätten niemals ›My Generation‹ schreiben können, wenn sie damals nicht Mose Allison gehört hätten.
Art Blakey and The Jazz Messengers
LES LIAISONS DANGEREUSES
(1960)
Das ist der Soundtrack zu einem alten Beatnick-Film mit dem Titel „Les Liaisons Dangereuses“ aus den späten 50ern. Malcolm McLaren hat mich darauf gebracht, um ehrlich zu sein. Ich habe die Doppel-LP bis heute in meiner Sammlung, einer meiner größten Schätze und ich nehme die Platten immer noch ab und zu raus und höre sie an. Das ist meine Jazz-Seite…
Can
SOON OVER BABALUMA
(United Artists Records, 1974)
Das absolute Lieblingsalbum hängt natürlich immer ein wenig von deiner aktuellen Stimmung oder Tagesform ab, aber da ich gerade mit euch in München spreche, muss ich einfach sagen, dass ich ein großer Fan von Can bin. Und das war auch eines der besten Live-Konzerte, das ich jemals gesehen habe damals im Hammersmith Odeon. Und ich bin ein großer Fan des Bassisten, ich kann seinen Namen nie richtig aussprechen, Holger Czukay. Alleine durchs Zuhören hat er mich einiges gelehrt.
(Erstveröffentlichung dieses Artikels: 2020)