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Stray Cats: „Wir versuchen immer noch, wie Gene Vincent zu klingen!“

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Stray Cats: „Wir versuchen immer noch, wie Gene Vincent zu klingen!“

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Stray Cats Album und TourVor genau 40 Jahren waren die Stray Cats die Speerspitze des Rockabilly-Revivals und stürmten kurz darauf mit jugendlichem Leichtsinn und einer unbändigen Liebe zum Sound des frühen Rock’n’Roll weltweit die Charts. Jetzt sind Gitarrist und Sänger Brian Setzer, Kontrabassist Lee Rocker und Standschlagzeuger Slim Jim Phantom zurück – mit einem vor Energie sprühenden neuen Album namens 40 und einer Comeback-Tournee, die im Juli auch in Deutschland Station macht. Zuvor beantwortete Slim Jim unsere Fragen mit der heiteren Gelassenheit eines Mannes, der seit inzwischen vier Jahrzehnten niemandem außer sich selbst etwas zu beweisen hat.

Slim Jim, 40 Jahre Stray Cats – was ist der größte Unterschied zwischen damals und heute?
Der größte Unterschied ist sicherlich, dass wir heute mehr Kontrolle haben. Wir waren damals ja noch so jung! Als alles anfing, waren wir gerade einmal 19. Auch früher hatten wir künstlerisch alle Freiheiten, aber uns wurde gesagt, wo wir zu sein hatten: „Morgen seid ihr in Deutschland, den Tag darauf in Finnland, dann fliegt ihr für ein paar Tage zurück in die Staaten und dann geht’s nach England!“ Heute sind wir alle viel relaxter, weil die Band nicht mehr das Einzige in unserem Leben ist. Alles, was wir jetzt machen, geschieht aus freien Stücken.

Viele Musiker wollen ihre alten Bands am liebsten vergessen und nach vorne schauen, du dagegen scheinst auch während eurer langen Auszeiten immer ein Stray Cat geblieben zu sein.
Ja, das kann man sicher so sagen. Wann immer mich jemand gefragt hat, was ich tue, sagte ich: „Ich bin der Schlagzeuger der Stray Cats!“ Wir haben damals einen solch bleibenden Eindruck hinterlassen, dass sich die Leute immer an uns erinnern werden, ganz egal, wie lange unsere Pausen auch sein mögen.

Gibt es denn trotzdem etwas, was noch fehlt?
Ganz ehrlich: Praktisch alles, was wir schaffen wollten, haben wir schon sehr früh erreicht. Unser Antrieb war damals, den Menschen all die Musiker wieder näherzubringen, die uns selbst wichtig waren. Speziell in den Staaten wussten ja viele nicht mehr, wer Johnny Burnette war! Das haben wir erreicht. Auch wenn es nur am Rande mit den Stray Cats zu tun hat: Was jetzt noch bleibt, wäre ein Film, eine echte Dokumentation. Es gibt welche über Jazz, Blues, Punk oder
Reggae, aber keine über die Geschichte des Rockabilly und wie diese Musik die Beatles, die Rolling Stones oder Elton John beeinflusst hat. Mal sehen, ob wir da etwas tun können.

Apropos Rolling Stones: Da spielt ihr vor fast 40 Jahren eure allerersten Konzerte in England und plötzlich sitzen die Stones im Publikum?
Ja! Bevor wir einen Plattenvertrag hatten, zogen wir mit etwa zehn Shows in London eine Menge Musikprominenz an, weil wir damals die neue heiße Band waren, die alle sehen wollten. Das muss im August 1980 gewesen sein. Die Stones wendeten sich an den Club und reservierten einen Tisch. Sie waren alle da, und das war natürlich überwältigend. Die Stones! Die berühmteste Rockband aller Zeiten! Damals wirkten sie auf uns wie weise ältere Gentlemen, denn sie waren ja schon über 30! (lacht) Sie waren wirklich unglaublich nett zu uns. Vermutlich spürten sie, dass da eine neue Rockabilly-Szene im Entstehen begriffen war, und deshalb wollten sie uns für Rolling Stones Records unter Vertrag nehmen. Wir hatten einige echt gute Treffen mit ihnen, aber leider war damals alles sehr hektisch, und sie selbst waren auch gerade mit einem ihrer Alben beschäftigt. Am Ende wurde nichts daraus. Wir blieben aber freundschaftlich verbunden, und als sie 1981 in den USA auf Tournee gingen, luden sie uns ein, einige der Konzerte zu eröffnen.

Mit eurer neuen Platte wolltet ihr auch dieses Mal das Althergebrachte und das Moderne zusammenbringen. Der Weg dorthin ist nun aber ein ganz anderer als in den 80ern, oder?
Es gab in der Tat einen wichtigen Unterschied. Unverändert ist, dass wir immer noch versuchen, wie Gene Vincent zu klingen. Egal, was am Ende dabei herauskommt, das ist immer unser Ziel. Allerdings war der Weg dorthin in den 80ern steiniger. Es war schwieriger, ein altes Studio zu finden, das noch mit dem Original-Equipment arbeitete, und selbst dann war es oft nicht leicht, genau diesen Sound einzufangen. Heute gehen das Althergebrachte und das Neue viel stärker Hand in Hand. Durch die moderne Technik ist es inzwischen gar nicht mehr so schwer, wie in den 50ern zu klingen. In den 80ern musstest du dich entscheiden: entweder altmodisch oder brandneu. Heute kannst du beides gleichzeitig haben.

Die Idee bei den Aufnahmen war, die Live-Energie der letztjährigen Comeback-Konzerte in den USA auch bei den Sessions einzufangen?
Ja. Wir haben uns im Studio genauso wie auf der Bühne nah beieinander in einer Reihe aufgebaut, nur das Schlagzeug stand etwas schräg, sodass wir uns gegenseitig besser sehen konnten. Anfangs sagte man uns noch: „So kann man doch keine Platte aufnehmen“, aber wir haben bewiesen: Es geht doch! Natürlich haben wir auch in den 80ern mit Dave Edmunds als Produzent versucht, viel live aufzunehmen, aber die Instrumente waren in verschiedenen Ecken des Studios platziert und viel abgeschirmter, als das dieses Mal der Fall war. Außerdem haben wir damals deutlich mehr mit Overdubs gearbeitet. Auf der neuen Platte gibt es praktisch gar keine.

Ganz zum Schluss: Welcher Irrglaube über die Stray Cats hält sich immer noch am hartnäckigsten?
Ich denke, der größte Irrtum ist, dass wir uns nicht ausstehen können. Das stimmt wirklich überhaupt nicht, schließlich sind wir praktisch von Kindesbeinen an Freunde, kennen die Eltern der anderen und haben so viel zusammen erlebt. Wenn man lange nicht zusammenarbeitet, entsteht natürlich schnell der Eindruck, dass man sich aus dem Weg geht, aber bei uns hat es ja nie Gerichtsverfahren gegeben und niemand ist mit der Frau eines anderen durchgebrannt. (lacht) Die Rock-Albernheiten haben wir uns einfach gespart. Wenn wir nicht zusammengearbeitet haben, dann nur, weil wir mit anderen Dingen beschäftigt waren. Streitereien gab es nicht. Es ging stets darum, auf den richtigen Moment zu warten, um wieder gemeinsam etwas zu machen.

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