Mehr als nur ein Dylan-Abklatsch.
Dylan-Epigonen gibt es viele. Wer Gitarre und Mundharmonika halten kann, sieht sich schnell in der Tradition des Songwriter-Königs, selbst wenn‘s am Ende nur bessere Lagerfeuermusik ist. Gegenbeispiel: William The Conqueror um Kreativkopf Ruarri Joseph. Natürlich beziehen sich der Mittdreißiger und seine beiden Bandkollegen auf Dylans Trennungsepos BLOOD ON THE TRACKS. Und auch thematisch gibt es Überschneidungen, es geht um vergehende Liebe, Selbstzweifel, Einsamkeit und verlorene Illusionen. „Saw no reason to return/Left the bridges there to burn“, singt Joseph in ›The Curse Of Friends‹. „Behind the girl next door and playing guitar you came in third“, ätzt er im Titeltrack, „I cried with intention to grab your attention“, klagt er sich in ›Sensitive Side‹ selbst an, ohne Wehleidigkeit oder falsches Pathos. Doch aller Ähnlichkeiten zum Trotz (nicht zuletzt durch die beziehungsreichen Texte) ist der Brite ein Songschreiber seines eigenen Rechts. Das liegt daran, dass er tatsächlich schreiben kann, anders als viele seiner Kollegen, und dass es eigene Erfahrungen sind, über die er schreibt, dass nichts davon abgekupfert ist. Auch musikalisch stellt seine Band eigene Kombinationen her, vermischt Blues, Indierock, Folk und Postrock. „I can’t stand being praised/That’s just the way I was raised“, macht Joseph in ›Path Of The Crow‹ klar. Tja, damit muss er jetzt wohl leben.
8/10
William The Conqueror
BLEEDING ON THE SOUNDTRACK
LOOSE MUSIC/ROUGH TRADE