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Rod Stewart: „Ich tue, was ich kann, um mich vom Grab fernzuhalten”

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Rod Stewart: „Ich tue, was ich kann, um mich vom Grab fernzuhalten”

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Interview Rod Stewart

Der ewige Schwerenöter über das Altern, #MeToo, Celtic Glasgow und sein jüngstes Album BLOOD RED ROSES.

Seit über fünfzig Jahren ist Rod Stewart nicht aus der Pop- und Rockmusik wegzudenken. Zunächst bei The Faces, später solo, steht der Brite mit der markant-rauen Stimme für legendäre Songs wie ›Sailing‹ oder ›Maggie May‹. Nach einer kreativen Dürre, in der er – allerdings höchst erfolgreich – über mehrere Alben vor allem Coversongs (THE GREAT AMERICAN SONGBOOK) veröffentlichte, sitzt der Vater von acht Kindern von fünf Frauen (die älteste Tochter ist 55, der jüngste Sohn ist sieben) künstlerisch nun wieder fest im Sattel. Sein neues Album BLOOD RED RO­­SES, das ausschließlich aus Eigenkompositionen besteht, ist eine überzeugend solide Liedersammlung mit einigen rasanten, aber auch vielen besinnlichen und eher ruhigen Songs. ›Julia‹ beispielsweise ist eine rührende Ballade über das erste Mädchen, in das Womanizer Stewart je verliebt war (mit zehn).

Auch ›Grace‹ oder ›Cold Old London‹ (mit der der hübschen Zeile „I’m getting old/ The girls are getting younger“) sind auf der melancholischen Seite des Schaffens angesiedelt. Aber dann gibt es auch den feurigen ›Vegas Shuffle‹, die musikalisch interessante Uptempo-Nummer ›Honey Gold‹, und auch ›Rollin’ & Tumblin’‹ atmet den Geist des Rock’n’Roll. Zwar sollte man von ei­­nem Rod-Stewart-Al­bum – BLOOD RED ROSES ist übrigens seine dreißigste Studioaufnahme – kein Feuerwerk der Innovationen er­­warten, aber trotzdem klingt der Irish-Folkige Titelsong, das erstaunlich elektronische ›Look In Her Eyes‹ sowie das ansatzweise im Disco angesiedelte ›Give Me Love‹ auch für die Ohren des abgebrühtesten Kenn-ich-doch-alles-Nörglers richtig schön frisch.

Der Tag neigt sich langsam dem Abend entgegen, als Rod Stewart die Interviewsuite des Hyatt-Hotels am Potsdamer Platz in Berlin betritt. Er trägt einen hellbeigen Anzug, Slipper, keine Strümpfe. Ein Assistent gießt dem 73 Jahre alten Urgestein mit der Raspel-Stimme noch ein Glas Sprudelwasser ein, dann geht es los, und Rod ist gleich mitten drin im Gespräch. Einen Aufwärmplausch braucht dieser Mann nicht.

Rod, du darfst dich seit zwei Jahren als „Sir Rod“ ansprechen lassen. Bist du stolz auf deinem Ritterschlag?
Ja, verdammt stolz sogar. Mir bedeutet das eine Menge. Ich bin immer noch Rod, keine Frage, aber es war ein wunderbarer Tag. Ich hätte mir bloß gewünscht, meine Eltern hätten die Zeremonie noch erlebt. Aber es ist schon toll, wenn man mich in Hotels und bei öffentlichen Anlässen als „Sir Rod“ anspricht. Das hat was. Also ich lache auch, aber es ist irgendwie schön. Mein Alltagsleben hat sich dadurch allerdings nicht verändert.

Hat ein Rod Stewart überhaupt einen Alltag?
Natürlich hat er das. Ich war im Sommer mit Cyndi Lauper auf USA-Tournee, das ist natürlich irgendwo Routine, auch wenn es irre viel Spaß gemacht hat. Cyndi ist eine verrückte Nudel, ich liebe sie. Zwei Blonde auf großer Fahrt. Jetzt im Herbst geben wir noch weitere Konzerte.

Stichwort Spaß. BLOOD RED ROSES ist dein 30. Studioalbum. Hat man da eigentlich noch Lust, sich diese Mühe zu machen?
Aber selbstverständlich. Ein Album aufzunehmen ist für mich das reine Vergnügen. Sonst würde ich es auch nicht tun, warum sollte ich mich abrackern? Und ganz sicher ist es ein viel tollerer Job, als eine Straße zu teeren. Heute ist es besser als früher, ich habe mehr Freude dabei, auch weil ich nicht mehr monatelang im Aufnahmestudio hocken muss, was eine Tätigkeit ist, bei der für mich der Spaß tatsächlich auch mal aufhört. Wir arbeiten viel am Laptop, und wir schicken uns die Musik hin und her. Das läuft heute alles transatlantisch.

Transatlantisch?
Ja, wir mailen Ideen hin und her, ich schreibe Texte, mein Co-Produzent fügt dann Schlagzeug und Bass und so weiter ein, man spart tierisch viel Zeit, das macht mich sehr froh. Billiger ist es auch noch, denn so musst du nicht die ganze Zeit für das Studio und für die Musiker bezahlen. Sondern wirklich nur dann, wenn du sie brauchst.


„Ich habe keine Angst vor dem Sterben, der Ge­­danke besorgt mich nicht übermäßig. Nur zu bald sollte es noch nicht passieren.“

Dass die Zeit begrenzt ist, thematisierst du im Song ›Farewell‹. Von wem nimmst du darin Abschied?
Von einem engen Freund, er hieß Ewan Dawson. Sein Sohn lebt hier in Deutschland. Wir wuchsen damals zusammen auf, wir waren sehr eng verbunden. Ich bewunderte Ewan, er hatte einen wundervollen Humor. Ronnie Wood kannte ihn auch sehr gut. Er starb vor drei Jahren. Ich hatte nicht gedacht, dass ich einen Song über ihn schreiben würde, das war kein nagendes Bedürfnis, aber plötzlich hatte ich die richtige Musik und schrieb dazu diesen Text. War ganz einfach.

Denkst du manchmal an den eigenen Tod?
Natürlich, muss ja. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das betrifft mich nicht. Ich habe keine Angst vor dem Sterben, der Ge­­danke besorgt mich nicht übermäßig. Nur zu bald sollte es noch nicht passieren. Ich tue auch alles, was ich kann, um mich vom Grab fernzuhalten (lacht).

Was denn?
Ich gehe zum Arzt. Ich lasse mich regelmäßig untersuchen. Ich denke, Männer sollten die Fortschritte in der Medizin, die wir heute haben, auch wirklich nutzen. Ich lasse meine Prostata testen, ich habe meine Darmspiegelung gemacht, auch die Magenspiegelung mit der Kamera durch den Hals, die wirklich übel ist. Aber wenn du da raus gehst und weißt, dass alles in Ordnung ist, das ist toll. Lebertest, Nierentest, alles ist wichtig.

Auf der einen Seite wirkst du recht weise, wenn es um das Dasein und die Lektionen des Lebens geht. Auf der anderen Seite hast du diese zutiefst jungenhafte Aura. Ist das etwas, das du pflegst?
Ich arbeite da jetzt nicht aktiv dran, aber es stimmt wohl, so komme ich rüber. Ich denke, dieses Business, in dem ich mich bewege, hält dich nicht unbedingt körperlich frisch, aber es hilft dir, mental irgendwie jugendlich zu bleiben. Weil ich liebe, was ich tue. Meine Band ist jung, meine Kinder sind jung, meine Frau ist jung. Vielleicht steckt das auch einfach in meiner DNA.

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3 Kommentare

  1. Rocking Rod. Sehr ehrliches Interview von einem der größten Rockstars aller Zeit. Rod wird ja oft geschmät aufgrund seiner vielen Balladen. Auf der anderen Seite stehen aber die ganzen großartigen Rockklassiker mit der Jeff Beck Group, den Faces und natürlich solo. Ich kann nur schreiben, ich liebe den Typen und seine großartige Musik. Und dass macht er jetzt schon seit über 50!!! Jahren.

  2. Was für ein Mensch, danke, Sir Rod 😉 für Deine Musik, die mich seit über 40 Jahren stets begleitet hat.
    In hellen wie in dunklen Stunden, du warst eine ständige konstante und wirst es auch immer sein.

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