Thor
KEEP THE DOGS AWAY
(1977)
Jon Mikl Thor war der erste Kanadier, der es in seiner Disziplin sowohl im Heimatland als auch in den USA zum sportlichen Titelgewinn brachte. Aufmerksame Betrachter ahnen bereits,dass es sich dabei eher nicht um Eiskunstlauf oder Badminton handelte, und tatsächlich: Thor war als Bodybuilder aktiv, bevor er 1973 auch noch sein Herz für Heavy Metal entdeckte. Dem Titel seines zweiten Albums KEEP THE DOGS AWAY stimmen wir angesichts des Artworks grundsätzlich zu. Bevor die „Entrüsteten Freunde des Dobermanns e.V.“ jetzt böse Leserbriefe verfassen, wollen wir jedoch eines klarstellen: Gewiss, die sind alle gut erzogen, unglaublich verschmust und wollen nur spielen. Aber vier gegen einen ist feige, okay? Wobei sich doch gleich eine Frage aufdrängt: Wozu braucht ein nachhaltig leibesertüchtigter Kraftmensch, der auf der Bühne – wirklich wahr! – Eisenstangen verbiegt, sich mittels Vorschlaghammer Betonblöcke vom Brustkorb kratzen lässt und potenzielle Bösewichter vermutlich mit seinem linken Ringfinger kampfunfähig schnippen kann, eine Quadriga humorlos wirkender Hunde von nicht unbeträchtlicher Größe?
Wir wollen ja nichts unterstellen, aber das Cover-Ambiente legt nahe: Um in den finsteren Seitengassen des Rotlichtviertels trotz kontraproduktiver Anita-Pallenberg-Frise mächtig Eindruck zu schinden. Problematisch: Vier Dobermänner passen nie und nimmer in den Kofferraum einer Corvette, und wenn sie aus lauter Thorheit dennoch unartgerecht reingequetscht werden, sollten die „Entrüsteten Freunde des Dobermanns e.V.“ aber mal lautstark protestieren.
Wie dem auch sei: Thor, Nebenerwerbsschauspieler und selbsternannter „Legendary Rock Warrior“, weiß halt einfach, wie man die infantilen Machtfantasien mancher Teile des Publikums erfolgreich bedient. Wer ihn in ganzer Pracht erleben will, dem sei der 2011 erschienene Film „Thor – The Rock Opera“ empfohlen. Klingt nach Spinal Tap? Stimmt! Ist aber total ernst gemeint.