Stilpluralität und überbordende Texte. Trotzdem nicht anstrengend.
Es ist nicht leicht, eine Platte zu beschreiben, die sich jeder Einordnung entzieht. Zwar haben Rainbow Kitten Surprise ihr zweites Album in Nashville aufgenommen, mit der dort oft produzierten Country-Konfektionsware hat es allerdings wenig zu tun. Genau wie mit Country allgemein. Grob könnte man die Gruppe aus North Carolina vielleicht in den Bereich Indierock und -pop einsortieren. Genauso präsent sind allerdings die Nachdenklichkeiten des Folk, die Emphase von Gospel und die Coolness des HipHop. Das schwebende, mäandernde ›Moody Orange‹ könnte fast ebenso gut auf der neuen Platte von Frank Ocean seinen Platz haben, die emotionalen Harmoniegesänge der Band erinnern an Alt-J, nur mit weniger Pathos und Kitsch, ›Matchbox‹ steigert sich nach schüchternem Beginn zu einem Rocker im Stil der frühen Kings Of Leon. Zugleich ist HOW TO: FRIEND, LOVE, FREEFALL ganz klar ein Songwriter-Album, auf dem Sänger Sam Melo in ausschweifenden Texten, mal verletzlich, mal cool, von, wie der Titel sagt, Freundschaft und Liebe erzählt, von Einsamkeit und auch von der Angst, sich zu seinem Schwulsein zu bekennen. Ein zweifellos komplexes Album, das seine Zeit braucht, aber mit jedem weiteren Durchlauf gewinnt. Und von Beginn an Spaß macht.
8/10
Rainbow Kitten Surprise
HOW TO: FRIEND, LOVE, FREEFALL
ATLANTIC/WARNER