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Das letzte Wort: Corey Taylor (Stone Sour, Slipknot)

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Das letzte Wort: Corey Taylor (Stone Sour, Slipknot)

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corey taylorAls Frontmann der NuMetal-Extremisten von Slipknot gibt Corey Taylor seit zwei Jahrzehnten den maskierten Psychopathen. Eine völlig andere Seite offenbart der amerikanische Musiker und Buchautor in seiner Alternative-Rock-Formation Stone Sour. Pünktlich zur Veröffentlichung des neuen Albums ­HY­­DROGRAD hat der 43-Jährige bei uns das letzte Wort.

In unserem allerersten Interview vor 16 Jahren lautete eine Frage, ob deine gequälte Seele jemals Erlösung finden wird. Du hast damals mit „wahrscheinlich nicht“ geantwortet. Wie denkst du heute darüber?
Ich bin nicht sicher, ob überhaupt jemand Erlösung findet auf dieser Welt. Viel wichtiger ist doch der Weg dorthin und was wir auf unserer Reise erleben. Wie wir wachsen, uns entwickeln und welche Er­­fahrungen wir auf den verschiedenen Etappen machen. Wirklicher Friede be­­deutet Stillstand. Ich versuche ständig, die Balance zu halten zwischen dem Menschen, der ich sein will und dem, der ich tatsächlich bin. Man könnte es mit einem Jongleur vergleichen: Man gibt sich Mühe, alles am Laufen zu halten, während das Leben einem immer wieder neue Bälle zuwirft.

Ein Song auf dem neuen Stone Sour-Album trägt den Titel ›Knievel Has Landed‹ und ist dem berühmten Stuntman Evel Knievel gewidmet. Im Text geht es ums Scheitern …
Es geht um Menschen, die sich ihren Arsch mit guten Karma-Wünschen abwischen und einfach ihr Ding durchziehen. Manche stehen nach einem Sturz wieder auf, andere bleiben liegen. Als Kinder haben wir jeden seiner spektakulären Motorradsprünge im Fernsehen verfolgt. Fast wirkte es, als würde er bei jedem einzelnen Staub fressen und sich alle Knochen brechen. Man fragte sich, ob ihm irgendwann auch mal ein Trick gelingen würde. Man muss sich entscheiden, ob man aus seinen Fehlern lernen will, oder weiterhin in der Scheiße landet.

Hast du als Kind auch mit den Knievel-Actionfiguren gespielt?
Natürlich, wie wohl jeder Junge in meinem Alter. Er hatte auf mich eine ähnliche Faszination wie Kiss oder Elvis – große Ikonen, die man bewundert, weshalb man eines Tages selbst so sein will. Ich habe mir kürzlich die coolste Figur aller Zeiten in einem Comic-Shop gekauft: Boba Fett aus „Star Wars“ in einem Evel-Knievel-Kostüm. Und das Beste: Er leuchtet im Dunkeln! Diese Mischung aus Science-Fiction und Actionheld repräsentiert für mich die perfekte Erinnerung an meine Kindheit.

In einem anderen Song, ›When The Fever Broke‹, sprichst du vom Begriff „Zuhause“. Wie definierst du dieses Wort?
Ich habe erst sehr spät gelernt, das Wort mit einer Bedeutung zu füllen. Erst mit weit über 30 ergab die Vorstellung, ein festes Heim zu haben, für mich überhaupt einen Sinn. Es gab in meinem Leben eine Zeit, in der ich buchstäblich kein Zuhause und noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf hatte. Ich bin sehr viel herum gekommen. Für die längste Zeit meines Lebens bedeutete das Wort einfach nur einen Platz, an dem ich meinen Kram aufbewahrte und schlief. Sobald ich Kinder und eine Familie hatte, änderte sich das. Man fängt an, etwas aufzubauen, was über vier Wände und ein Dach hinaus geht. Etwas, was man für sich und seine Lieben erschafft und wo man sich geborgen fühlt vor der Welt da draußen. Heute bin ich sehr stolz auf mein Zuhause.

Bist du Heimwerker? Jemand, der bei Slipknot so gekonnt die Bühne zerlegt, kann sicher auch zuhause mit schwerem Gerät umgehen.
Absolut nicht! Ich bin mittlerweile smart genug, um diese Arbeiten den richtigen Experten zu überlassen. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder versucht, hier und da kleine Reparaturen zu machen. Leider ist es jedes verdammte Mal fürchterlich in die Hose gegangen. Was ich auf der Bühne mache, beherrsche ich perfekt. Doch sobald es um handwerkliches Geschick geht, bin ich der Falsche. Auch mein Umfeld ermutigt mich in solchen Fällen, lieber einen Fachmann zu beauftragen.

In den vergangenen Monaten sind viele große Künstler von uns gegangen. Hat das deine Einstellung zum Tod verändert?
Natürlich kommt man ins Grübeln, wenn großartige Musiker, mit denen man aufgewachsen ist oder die man sogar persönlich kannte, plötzlich gehen müssen. Lemmy und ich sind in den letzten Jahren wirklich gute Freunde geworden. Niemand von uns hätte jemals auch nur im Traum daran gedacht, dass er jemals sterben würde. Er stand für mich auf der gleichen Stufe wie Keith Richards, der uns alle überleben wird. Spätestens als Prince starb, wurde mir klar, dass jetzt unsere Generation die Künstler verliert, die uns geprägt haben. Es führt einem die eigene Sterblichkeit vor Augen. Und die Tatsache, dass uns nur eine sehr begrenzte Zeit bleibt auf dieser Erde.

Du bist selbst schon haarscharf an einem frühen Rockstartod vorbei geschrammt …
Und ich bin sehr froh, immer noch hier zu sein. Das habe ich einzig und alleine dem Umstand zu verdanken, mich heute von allen schädlichen Substanzen fern zu halten. Ich habe im letzten Jahr sogar mit dem Rauchen aufgehört und mache seitdem wieder regelmäßiges Workout. Und ich ernähre mich gesünder, zumindest versuche ich es. Da ist sicher noch Luft nach oben. Es geht mir dabei aber nicht darum, unbedingt länger zu leben, sondern besser. Früher habe ich es für ein Klischee gehalten, doch je gesünder man lebt, desto höhere Lebensqualität hat man. Klingt gerade aus meinem Mund seltsam, ist aber so.

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