Als The Flaming Lips Ende 2015 gemeinsame Sache mit Miley Cyrus machten und mit ihren seltsamen Fantasy-Porno-Pop-Gebilden bei diversen TV-Auftritten für Furore sorgten, schien es so, als könnten die alten Psychedelic-Knalltüten um Wayne Coyne im Bandherbst noch einmal richtig abkassieren. Verdient hätten sie es: Das 1999er-Album THE SOFT BULLETIN zählt weiterhin zu den fünf besten Neo-Psychedelic-Alben aller Zeiten. Seit ihrem Meisterwerk haben die Flaming Lips etwas den Faden verloren, es folgten teilweise blasse Electronica-Experimente, eine Art Lounge-Musik für auf LSD Hängengebliebene und zuletzt das beeindruckende, aber nur schwer hörbare Krachwerk THE TERROR. Mit OCZY MLODY will die Band nun dort anknüpfen, wo sie 2002 mit YOSHIMI BATTLES THE PINK ROBOT aufgehört hatte: Schlaflieder für Science-Fiction-Fans, die davon träumen, dass Doctor Snuggles statt Donald Trump der Präsident der USA werden wird. ›How‹ ist dann gleich mal ein Song über „white trash rednecks“, die wie Würmer den Sand fressen. Amerika als Dystopie. ›There Should Be Unicorns‹ kommt positiver rüber, die Musik klingt, als hätten sich Keyboard-Forscher wie Vangelis und Jean-Michel Jarre einen Virus auf der Festplatte gefangen. Unter den vielen Synthie-Spuren schlummern wie so häufig bei den Flaming Lips grandiose Melodien, die Wayne Coyne mit seiner einzigartig hohen, brüchigen Stimme singt und bei Songs wie ›The Castle‹ oder ›Sunrise (Eyes Of The Young)‹ wie ein Märchenonkel aus einem Tim-Burton-Film wirkt. Was weiterhin fehlt, ist die poppige Wucht, die den Flaming Lips in ihrer besten Zeit Bodenhaftung verlieh. Den Indierock hat die Band hier gegen moderne R‘n‘B-Einflüsse eingetauscht. Myley Cyrus wird‘s gefallen. Uns nur bedingt.
7/10
The Flaming Lips
OCZY MLODY
BELLA UNION/PIAS/ROUGH TRADE