AC/DC sind zwar origineller, Airbourne dafür deutlich jünger: Man kann also von Punktegleichstand sprechen.
Braucht diese Welt noch eine weitere Light-Version von AC/DC? Nein, natürlich nicht. Gut, dass wir diese Frage schon mal geklärt haben. Was dies mit Airbourne zu tun hat? Auf den ersten Blick eine Menge: Die Band bedient sich ganz ähnlicher Regeln der Rockmusik, stammt ebenfalls aus Australien und ist für einen Laien nur mühsam vom Original zu unterscheiden. Man könnte an dieser Stelle das Kapitel also getrost schließen, dreimal müde gähnen, dankend abwinken und sich wieder anderen Themen widmen. Aber Leute, zu kurz gesprungen! Wer diese Band als bloße Kopisten abtut, verpasst eine Menge handgefertigter Rock-Vitalität. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Campino, Sänger der Toten Hosen, war es, der Airbourne mit der Berücksichtigung im Vorprogramm seiner ›Machmalauter‹-Tournee eine Art Ritterschlag zukommen ließ. Wer von den Hosen als allabendlicher Anheizer akzeptiert wird, muss ein eigenes Format besitzen, bloße Nacheiferer mögen die Düsseldorfer Punkrocker nämlich nicht. Nun sollte man bei No Guts. No Glory, dem zweiten Album von Airbourne, nicht gerade von einem Geniestreich sprechen; das Rad neu erfunden wird hier nämlich ganz gewiss nicht. Aber die Aussies haben Drive und Esprit, sie leben ihre kraftstrotzende Musik mit jeder verschwitzten Körperfaser und teilen mit ihrem Publikum die Begeisterung für simplen Spaß. Natürlich darf man hier auch keine tiefschürfenden Lebensphilosophien erwarten – der Songtitel ›Blond, Bad And Beautiful‹ dokumentiert stellvertretend, dass es hier eher prosaisch denn poetisch zugeht. Aber lieben wir nicht alle zwischendurch mal die pure Lust am Banalen? Genau diese erwartet den Zuhörer auf No Guts. No Glory. Um noch einmal auf den Gedanken vom Anfang zurückzukommen: AC/DC sind origineller, allein schon weil sie diese Musikform erfunden haben. Aber Airbourne punkten eben mit jugendlicher Unbekümmertheit…