Konzertanter Rockmeilenstein als Luxuspaket.
Als wüste Mod-Rabauke gelingt dem Londoner Quartett 1965 der Durchbruch mit der rustikalen Anarchy Hymne >My Generation< – ideal polarisierender Identifikationsstoff, um sich in der Jugendkultur unsterblich zu machen und das Establishment in Wallung zu bringen. Ein wesentlich subtileres Rezept liefern Chefideologe Pete Townshend und Co. vier Jahre später, nach mehr oder minder gelungenen konzeptionellen Feldversuchen wie ›A Quick One While He’s Away‹ und der Piratenradiopersiflage THE WHO SELL OUT. Zu jenem Zeitpunkt kämpfen The Who nach ungestümem Auf und Ab schlicht ums Überleben. Zwar dürfen sich britische Kollegen wie Nirvana (THE STORY OF SIMON SIMOPATH), The Kinks (VILLAGE GREEN PRESERVATION SOCIETY) und The Pretty Things (S.F. SORROW) rühmen, unter den Ersten zu sein, die das Thema Rockoper für sich entdecken. Doch fahren The Who mit der in 24 Songs auf vier LP-Seiten ausgewalzten Geschichte des durch ein Trauma erblindeten, tauben und stummen TOMMY sämtliche Lorbeeren ein. Mit symphonisch Verbrämtem zwischen ›Overture‹ und ›Underture‹ sowie den Chartshits ›Pinball Wizard‹, ›I’m Free‹ und ›See Me, Feel Me‹ gelten The Who plötzlich als gesellschaftlich etabliert und führen ihren vor allem durch Managermentor Kit Lambert inspirierten Songzyklus mit archetypischen Reizfiguren wie ›Cousin Kevin‹, ›The Acid Queen‹ und ›Sally Simpson‹ in vornehmen Opernhäusern vor zum Teil erlauchtem Publikum auf. Gönnen sich aber parallel auch einen dekadenten Auftritt beim schlammigen Medienereigniss des Jahres: Woodstock. Doch die eigentlich ein wenig dünne Story vom armen Soziopathen mit missbrauchter Kinderseele funktioniert auch deshalb so famos, weil Frontstimme Roger Daltrey die Rolle des Hauptdarstellers wie auf den muskulösen Leib geschneidert ist: Mit schulterlangen Engelslocken und modischer Fransenjacke avanciert Daltrey zur Rockikone. Seither wird der Mythos TOMMY mit Akribie ausgewertet: Von der konzertanten Version mit dem London Symphonic Orchestra über Ken Russells schrillbunten Kinofilm bis hin zum mehrfach preisgekrönten Broadway-Musical. Seit Erfindung der CD erhielt der Verkaufsrenner in immer wieder neuen Verpackungen und Abmischungen mehrere Neuauflagen. Einmal mehr runderneuert liegt der Klassiker nun in gleich mehreren Formaten vor: Auf doppelter DELUXE EDITION koppelt sich der 2013-Mix des Originals mit 25 weiteren raren Tracks (u.a. Demos, Outtakes). Beides enthält auch das die 4-CD-Box SUPER DELUXE EDITION im LP-Format mit zusätzlichem (aufgepasst!) 5.1-Mix des komplett remixten Albums sowie einem Konzertmitschnitt vom 15. Oktober 1969 im kanadischen Ottawa. Weitere Aufwertung erfährt das Luxuspaket mit Posterbeilage durch ein 80-seitiges Hardcoverbuch, das unzählige Fotos und ein Essay von Who-Kenner Richard Barnes enthält.
Sounds Like “ final Cut Pink Floyd “ and others, nothing but a cheap way to make money….