Erinnerungen eines Überlebenden.
Der Popstar der deutschen Literatur, er ist zurück. Zumindest als Schriftsteller. In den vergangenen Jahren schrieb Benjamin von Stuckrad-Barre – teils brillante – Texte für Magazine und moderierte Fernsehshows. Sein letztes Buch erschien 2010. „Auch Deutsche unter den Opfern“ war eine lose Reportagensammlung, ein splitterhaftes Deutschlandbild der späten Nullerjahre. In „Panikherz“ erzählt Stuckrad-Barre seinen eigenen Werdegang als autobiographischen Roman, es ist sein fast 600 Seiten umfassendes Opus magnum, eine Geschichte von Aufstieg, Fall und Rettung. Wobei natürlich nicht alles wirklich so passiert sein muss, klar, „Panikherz“ ist ein literarischer Text, bei aller Ähnlichkeit des Erzähler-Ichs mit der realen Person. Dieses Erzähler-Ich jedenfalls flieht aus dem Winter in Deutschland und dem in seiner Seele nach Los Angeles. Im Hotel Chateau Marmont, in der Welt der Mythen und Hollywoodlegenden, dem unwirklichsten Ort der Welt, findet der Protagonist zurück zum Schreiben, über die Realität, sein eigenes Leben und seine Götter: Udo Lindenberg, Bret Easton Ellis, Helmut Dietl, Jörg Fauser, Charles Bukowski. Ihnen eiferte er seit je nach, da wollte er hin, raus aus seiner protestantischen Ökolandkindheit, rein ins Rockstardasein: „Rausch […] als Protest, als Haltung. Als Art, durchs Leben zu taumeln und nur sehr ausgewählt die permanenten Ernsthaftigkeitsangebote der Umwelt anzunehmen.“ Es folgen Bulimie und Drogensucht – und die Rettung. Nach mehreren Entzügen ist der Held clean. Alles gut also? Diese Frage bleibt am Ende offen. Gibt es ein Leben zwischen Jugend, Rausch und Tod, einen zweiten Akt, und lohnt es sich, darüber zu schreiben? „Panikherz“ ist ein Wahnsinnsbuch, die Chronik eines exzessiven Lebens, ein Panorama der Popkultur – schockierend, romantisch, witzig, gegenwärtig und berührend.
Panikherz
VON BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE
KIEPENHEUER & WITSCH
9/10