Auch wenn Joe Bonamassa in Sachen Bluesrock momentan den Ton angibt, hat das Genre doch wesentlich mehr zu bieten, wie die Show von Legende Walter Trout deutlich zeigt. Allerdings kommt der Sonntagabend nicht ganz ohne eine Bonamassa-Verbindung aus. Schließlich ist dieser auf dem gleichen Label wie Trout und verhalf auch dessen Vorband Simo zu ihrem Deal.
Nachdem dieses Power-Psychedelic-Impro-Hippie-Trio das überwiegend reifere Publikum mit hochwertigen, aber stellenweise etwas langatmigen Jams in positive Schwingungen versetzt hat, zieht ein gealterter, aber bestens gestimmter Trout die Blues- und Rockzügel deutlich an. Die Freude über seine neue Leber und das neue Leben verhehlt der 64-Jährige zu keiner Sekunde, und dankt zwischen vielen Nummern vom neuem Album BATTLE SCARS immer wieder seiner Frau für ihren Beistand. Mit ›Omaha‹ besingt er sogar den Staat, in dem er sein neues Organ erhalten hat. Mit viel Leidenschaft spielt und singt sich Trout durch ein intensives, ja geradezu ergreifendes Programm aus Cover-Versionen von Kollegen wie Luther Allison und B.B. King sowie eigenen Stücken. Unterstützt wird der Wiedergeborene von einer sehr tighten Band, bei etlichen Stücken auch von seinem Sohn Jon an der Gitarre. Kurzfristig kommt sogar Trouts Tourmanager Andrew Elt, der früher bei den niederländischen Glamrockern Sleeze Beez sang, für einen gitarristischen und vokalen Beitrag mit auf die Bühne.
Und nicht nur das Geschehen dort hat viel Familiäres und Freunschaftliches, auch im Publikum geht es emotional zu und man freut sich über Trouts Rückkehr mindestens genauso wie er selbst. Nach fast zweieinhalb Stunden beenden Trout und seine Mannen das Konzert, und zwar mit dem von Don Nix geschriebenen und durch Freddie King bekannten Blues- Standard ›I’m Going Down‹. Das ist aber glücklicherweise nicht programmatisch zu sehen, denn mit Trout und seiner Gitarre ist definitiv wieder zur rechnen.