Altern in Würde? Klar, aber keinesfalls ohne Groove.
Sechzig Jahre ist er alt und mittlerweile zum „Officer Of The British Empire“ geadelt. Was ihn womöglich darüber hinweg tröstet, dass sein langjähriges Markenzeichen – der Pferdeschwanz – aufgrund dramatischer Ausdünnung dran glauben musste. Rossi nimmt’s mit Humor: „Ich habe beschlossen, in Würde zu altern“. Nach weltweit 118 Millionen verkauften Status-Quo-Alben könnte er sich jetzt getrost zurücklehnen, das Leben auf dem Lande genießen und die Telecaster dekorativ übers Sofa dübeln. Was aber ganz offensichtlich nicht zur Diskussion steht.
2011 wird es ein neues Status-Quo-Album geben, und Anfang Mai erscheint sein zweites Solowerk. „Ich höre nie auf, Songs zu schreiben, und über die Jahre haben sich einige Exemplare angesammelt, die einfach nicht zu Status Quo passen“, erklärt Rossi das Konzept hinter ONE STEP AT A TIME. Und irrt, bei allem Respekt, ganz gewaltig: Die zehn Songs würden nämlich jedem jüngeren Album seiner Band zur Ehre gereichen, denn Herr Rossi klingt solo im Prinzip nicht viel anders als in Kombination mit Rick Parfitt und dem Rest der Gang. Will heißen: Gitarren-Boogie, Shuffle-Beats und jene Sorte Rock’n’Roll, die im Pub um die Ecke den Ale-Konsum fördert, ohne beim Dartspielen allzu sehr zu stören. Charmant ist das, sehr britisch, sehr gelassen und von großer Herzlichkeit.
Dass sich Rossi auch in fremder Umgebung gut zurechtfindet, beweist die folkig angehauchte, semi-hymnische Pianoballade ›One Step‹; dass er von seiner Stammband dann doch nicht so einfach lassen kann, lässt sein Remake des 1973er-Hits ›Caroline‹vom legendären Status-Quo-Album HELLO! vermuten.
Aber wie könnte es auch anders sein? Francis Michael Nicholas Dominic Rossi, 1949 als Sohn eines Italieners und einer Irin in London geboren, gründete The Spectres im Jahr 1962, fünf Jahre später ging die Combo fast nahtlos in Status Quo über. Musiker kamen und gingen, doch Rossi blieb bis heute die einzige Konstante. So was nennt man dann wohl eine Lebensaufgabe, Solo-Album hin oder her.
Uwe Schleifenbaum