Sie gehört mit 38 noch zu den heißesten Frauen im Rock. Und zu den entspanntesten.
Irgendwie kriegt Melissa immer die Kurve. Während andere in den Neunzigern populäre Musiker heute keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen und sich als mehr oder minder abgehalfterter Schatten ihrer Selbst übers Parkett schleppen, ist Melissa auf der Maur noch ganz oben.
Sie hat gerade ihr zweites Soloalbum OUT OF MY MIND veröffentlicht, sieht trotz ihrer 38 Jahre aus wie Anfang 20 und findet Courtney Love immer noch cool, obwohl diese ihr nicht mal Bescheid gesagt hat, dass sie einige von Melissas Gesangspassagen für das neue Hole-Album verwenden wird.
Vielleicht ist sie deshalb so entspannt, weil sie genug Ausgleich vom Rock-Alltag hat. Darauf legt sie auch großen Wert – ein bisschen Abstand muss sein. Und so ist sie trotz des Trubels, der sie spätestens seit ihrem ersten Einstieg bei Hole im Jahr 1994 begleitet, ein ganz normales Mädchen geblieben, das zum Beispiel „Katzen und Pferde liebt“.
Aber sie kann sich auch innerhalb von Sekunden in einen Vamp verwandeln: „Wenn ich ein Date habe, mache ich die Männer gerne betrunken, damit sie sich was trauen“, sprudelt es dann aus ihr heraus. Und auch Philosophisches kommt der Sängerin leicht über die Lippen: „Es steckt mehr hinter unserer Existenz, als uns allen bewusst ist.“
Bei solchen Sätzen wird deutlich: Melissa auf der Maur hat mehr Facetten, als man auf den ersten Blick sieht. Sie gibt gern das coole Rock-Chick – das beweist schon ihr Look. Aber auf der Maur ist eben auch eine nachdenkliche, vielschichtig interessierte Frau. Die Kanadierin mit Wurzeln in der Schweiz spricht nicht nur Englisch, sondern hat in Mont-real die französische Schule besucht. Zudem konnte sie in ihrer Kindheit einige Monate in Kenia verbringen. Das hat sie geprägt: OUT OF MY MIND trifft auf Melissa auf der Maur nämlich in Wahrheit nur sehr, sehr selten zu.
Petra Schurer