Um London ranken sich viele Legenden. Nikki Sixx von Mötley Crüe, Slash, Izzy Stradlin und Steven Adler (Ex – Guns N‘ Roses) oder Blackie Lawless von W.A.S.P. verdienten sich in der Sunset Strip Combo ihre ersten Sporen auf dem Weg zum Rock Olymp. Nadir D‘Priest, Sänger der Band seit 1984, längstes konstantes Mitglied und Kurator des Vermächtnisses der Gruppe blickt zusammen mit Classic Rock zurück in die Vergangenheit und in die Zukunft der Sunset Strip Institution.
Nadir, 2010 hast du das PLAYA DEL ROCK Line Up von London reanimiert. Wie war es nach 20 Jahren wieder mit deiner alten Band auf den Bühnenbrettern zu stehen?
Eigentlich war es ziemlich einfach. Ich wollte unbedingt zum Jubiläum von PLAYA DEL ROCK diesen verrückten Haufen wieder zusammen sehen und unserer Bandgeschichte feiern. Alles lief ziemlich entspannt ab. Sean Lewis (Gitarre) spielte schon bei meinem Bühnencomeback unter dem Bandnamen D‘Priest 2008 die Sechssaitige, später stieß noch unser Schlagzeuger von damals Alan Krigger dazu. Etwas schwieriger gestaltete es sich mit Brian West, der bis 1990 den Bass zupfte. Speziell er und ich gingen nach der Auflösung von London nicht gerade als Freunde auseinander. Zum Glück heilt manchmal die Zeit alle Wunden, man wird weiser und bekommt einen anderen Blick auf Geschehenes. So kam es, dass wir vor zwei Jahren alle zusammen im Roxy Theatre in Hollywood einen viel umjubelten Gig spielten. Seitdem touren wir wieder regelmäßig.
Das riecht nach neuen Songs…
Anfang nächsten Jahres kommt – quasi als „Comeback“ – unsere erste Live Scheibe auf den Markt, die zwei neue Stücke beinhaltet. Um es gleich vorweg zu nehmen: es wird auch in naher Zukunft ein neues Album geben. Nach der aktuellen Tour geht‘s wieder ins Studio!
Vorhin hast du den Krach, der auf der PLAYA DEL ROCK Tour zur Auflösung von London führte angesprochen. Was ist in diesem Sommer passiert? Ihr hattet zwei Videos in der Heavy Rotation bei MTV und wart kurz davor den Durchbruch im Mainstream zu schaffen…
Mit Krach hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Es gab zwischen uns keine langwierigen „Streitigkeiten“ das ganze war wie eine Explosion! (lacht) Alles passierte – und das klingt jetzt wie aus einem Filmdrehbuch – in der Mitte von Nirgendwo. Ich kann mich an den eigentlichen Grund überhaupt nicht mehr so richtig erinnern, da alles so surreal war. Es ging wohl irgendwie um unseren Plattenvertrag, Frauen, Drogen…plötzlich fand ich mich umzingelt von der Polizei, die uns von einander losreißen musste mitten in der Wüste von Arizona…ein Freund aus L.A. holte mich plus den Koffer den ich bei mir hatte nach einer gefühlten Ewigkeit dort ab. Ich war sprichwörtlich am Arsch! In der Retrospektive betrachtet ist es allerdings eine ziemlich lustige Story! (lacht)
Wie ging‘s für dich und deinen Koffer weiter?
Ich sang in verschiedenen Bandprojekten, arbeitete zwischen 1994 und 1996 als Projektmanager für die Rolling Stones VOODOO LOUNGE CD-Rom, danach nahm ich ein Soloalbum in Spanisch auf und arbeitete als Hairstylist.
Um noch mal auf PLAYA DEL ROCK zurückzukommen: warum stand 1990 gleichzeitig eine Pressung unter dem Namen D‘Priest und eine unter London in den Plattenläden?
Das war ein deutscher Schachzug – das war nicht ich! (lacht) Zu dieser Zeit waren wir bei dem (inzwischen geschlossen – Anm.d.A.) deutschen Label Noise Records unter Vertrag. Zu Beginn des Produktionsprozesses prangte nur London auf dem Cover. Allerdings dachte sich die Plattenfirma eine neue Marketingstrategie für uns aus und befanden es für besser, mit PLAYA DEL ROCK einen Neustart der Band unter meinem Künstlernamen zu forcieren. Was genau dahintersteckte weiß ich bis heute nicht. Sie leisteten dabei so gute Überzeugungsarbeit, dass wir einfach mitzogen… (lacht)