Während die Querelen um Queensryche ungelöst bleiben, präsentiert Frontmann Geoff Tate sein zweites Soloalbum. Und lässt keine Zweifel daran, wer kreativ das Zepter in der Hand hält.
Um es gleich klarzustellen: Auch wenn es nicht zum Eklat mit seinen ehemaligen Bandkollegen gekommen wäre, hätte Geoff Tate dieses Album als Soloalbum veröffentlicht – auch wenn rückblickend klar zu sein scheint, dass er sich ohnehin von jenen Mitmusikern freischwimmen wollte, die nun den Namen Queensrÿche für sich beanspruchen. „Wieso hat es zehn Jahre gedauert, bis ich mein zweites Soloalbum gemacht habe? Weil ich mein gesamtes Material auf Queensrÿche verwenden musste, denn die anderen Jungs haben einfach keine Songs hervorgebracht. Und meine Songs musste ich dann noch ihren Fähigkeiten anpassen. Aber Queensrÿche waren eben meine Priorität, also blieb ich diesem Lager treu“, erläutert Geoff. Autsch.
Wie ist nun also der letzte Stand der Dinge? „Unser Gerichtstermin ist für November 2013 angesetzt. Damit habe ich ein Jahr Zeit, meinen Fall entsprechend auszuarbeiten und ich habe keine Zweifel daran, dass die Richter meine Sichtweise teilen werden. Da bin ich sehr optimistisch. Allerdings hoffe ich trotzdem, dass wir uns vielleicht schon vorher irgendwie einigen können.“
Egal, wer nun ab Ende 2013 unter dem Queensrÿche-Banner firmieren darf – Fans der Band werden Tates neues Solowerk KINGS & THIEVES auch so lieben. „Ich wollte einfach mal wieder so richtig rocken“, kommentiert er die knackigen Riffs, die es hier allerorten zu hören gibt. In der Tat klingt das Album wie ein Befreiungsschlag, denn „ich musste endlich mal keine Kompromisse eingehen, was kreativ unglaublich befriedigend war“. Also verpackt er den eigentümlichen Breitwandsound in ein reduziertes Gewand, pfeffert seine ausladenden Song-Konstrukte mit reichlich Rock‘n‘roll-Würze und verzichtet auf jegliche Prog-Metal-Auswüchse.
Wo das Album einen persönlichen Schritt in die Freiheit darstellt, behandelt es allerdings das genaue Gegenteil: „Amerika sieht sich gerne als freies Land, aber das Gegenteil ist doch der Fall. Wir glauben, weil wir nominell eine Demokratie sind und alle paar Jahre ein Häkchen hinter einem Namen machen dürfen, hätten wir Einfluss auf die Politik. Aber die Leute, die wir da wählen, repräsentieren nicht unsere Interessen, sondern einzig und allein ihre eigenen. Das wird gerade jetzt mal wieder besonders deutlich, denn unser Wahlkampf geht gerade in die heiße Phase. Das Fernsehen ist voll von Meinungen, Spin, Verkaufstaktiken, mit anderen Worten: heißer Luft, die Wähler einwickeln soll. Mal sehen, was passiert. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich groß was ändern wird, aber irgendwie müssen wir zu einer neuen Gesellschaftsform finden. Und begreifen, dass wir für unsere Rechte kämpfen müssen.“
Bis dieser Fall eintritt, wird Geoff uns hoffentlich mal wieder live beehren. „Ich will nächsten Sommer bei euch vorbeischauen, hoffentlich auf euren Festivals, denn die liebe ich ganz besonders. Bei uns in den USA gibt es sowas kaum, in Europa gibt es manche, die schon seit über 30 Jahren laufen. Das fasziniert mich, und es macht immer eine Menge Spaß.“
Privat wird Geoff übrigens schon vorher nach Deutschland kommen. „Meine Frau hat deutsche Wurzeln und einmal im Jahr besuchen wir ihre Familie in der Nähe von Freiburg. Die haben dort ein Weingut, und wir verkaufen hier auch unseren eigenen Wein, also sind diese Familienfeiern immer ein Vergnügen.“ Weihnachten unter Winzern – sicher lustiger als Gerichtsverfahren.