Gute alte Zeiten oder schöne neue Welt? Egal! Zeus finden sich in beiden problemlos zurecht.
Neil Quin, einer von drei Sängern/Multiinstrumentalisten von Zeus, steht zu 100 % zum Retro-Sound seiner Band: „In einer Plattenkritik stand, wir seien schamlose Kopisten. Da mussten wir herzlich lachen. Äh, klar sind wird das, ist das nicht offensichtlich genug, um darauf noch einen Kommentar zu verschwenden? Nichts ist doch mehr wirklich neu. Und was ist so falsch daran, sich auf die 70s zu berufen? Das waren noch echte Virtuosen damals!“
Wobei man Zeus Unrecht tut, wenn man sie als reine Nachspieler abtut, denn ihr zweites Album „Busting Visions“ ist zwar in der Tat durchtränkt vom Geist vergangener Dekaden, aber gleichzeitig ein so komplexes Labyrinth aus mehreren Klangschichten, unzähligen verspielten Details und ineinander verschachtelten Harmoniebögen, dass man zeitweise glaubt, es liefen drei Platten gleichzeitig – in perfekter Symbiose. „Tja, wir haben eben unser eigenes Studio, da hat man Zeit, alles etwas ausladender zu gestalten… So klingt es, wenn sich vier schräge Vögel einsperren und wochenlang nicht mehr rauskommen.“
A propos Symbiose: Das Zusammenspiel von Musik und Kommerz hat für die jüngste Generation von Kreativköpfen offenbar nichts Anstößiges mehr. War es früher der sichere Killer für die „street cred“, in einem Werbespot zu hören zu sein, gilt das heute als erstrebenswert. „Moby war diesbezüglich wohl das Opferlamm, aber heutzutage…? Ich würde liebend gerne unsere Musik an BMW oder so verkaufen, das ist mir scheißegal. Hauptsache, wir können irgendwie weitermachen!“