Emma Peel des Glam Rock: Was Deine Mutter garantiert nicht mag.
Mag Suzi Quatro aus heutiger Sicht auch wie eine Rock- Fußnote wirken, die ihren Lebensabend zwar lukrativ, aber mit mild belächelter Reputation auf dem Oldie-Konzertmarkt verbringt: In der Aufbruchstimmung der siebziger Jahren zählte die US-Bassistin mit gar nicht damenhafter Stimmgewalt zur Speerspitze des noch neuen Girlie-Rock. Im Siegeszug des Glam Rock, der nichts anderes als ein halbseidenes Rock’n’ Roll-Revival war, gerierte sich die junge Detroiterin nach Umzug ins Pop-Mekka London als verrockte Emma Peel im haut- engen Lederanzug.
Beim dritten Album YOUR MAMMA WON’T LIKE ME von 1975 – ihrem letzten Werk, an dem das Hitlieferanten-Team Nicky Chinn und Mike Chapman als Songwriter und duzenten mitwirkte – tauschten Suzi und ihr Trio den knochentrockenen Rock von ›Can The Can‹ und ›Daytona De- mon‹ gegen ein amerikanisier- tes Konzept zwischen Disco und Funk. ›Strip‹, ›Can’t Trust Love‹ und ›New Day Woman‹ integrierten, ungewohnt für die auf Bravo-Starschnitt fixierte damalige Teenanhängerschaft, wuchtiges Bass-Pumpen, Fender-Piano und opulente Hintergrundchöre. ›I Bit Off More Than I Could Chew‹ nennt sich der knackige Eröffnungssong, der Quatros Dilemma und das sich daran anschließende Drama der Erfolglosigkeit im Titel prophetisch vorwegnimmt. Eigentlich schade. Denn angestaubt wirken weder der mit Chuzpe rausgehauene Titelsong, noch ›Paralyzed‹, ›Prisoner Of Your Imagination‹ oder gar die variantenreiche Coverversion von Peggy Lees ›Fever‹.