Lemmy Kilmister hat ein hartes Jahr hinter sich. Wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme ihres Frontmannes mussten Motörhead zahlreiche Shows absagen. Zwar wirkt der Rock-Altmeister noch immer ein wenig schwach auf der behaarten Brust, aber zumindest hat der lange Zeit als unverwüstlich geltende 68-Jährige seinen unsteten Lebensstil inzwischen an die veränderten körperlichen Rahmenbedingungen angepasst – ein bisschen. An die Stelle des obligatorischen Whiskey-Cola ist Wodka mit Orangensaft getreten, an dem Lemmy während des anderthalbstündigen Gesprächs in einer Hamburger Nobelherberge nur ab und an nippt. Auch geraucht wird nur noch gelegentlich. Von seinem sprichwörtlichen Humor indes hat der alte Bärbeiß trotz dieser Einschränkungen kein Jota eingebüßt.
Hattest du schon Gelegenheit, dich in der Stadt umzusehen?
Ach weißt du, ich bin nicht mehr so gut zu Fuß. Aber morgen will ich ein wenig auf die Reeperbahn. Vielleicht ist es meine letzte Chance. Es gibt da ein Antiquitätengeschäft, da möchte ich nach Nazi-Memorabilia stöbern für meine Devotionalien-Sammlung.
Du hast es bereits selbst angedeutet: Gesundheitlich hast du eine schwierige Zeit hinter dir.
Ich hatte zwei Operationen! Erst haben sie mir einen Defibrillator eingepflanzt. Dann hatte ich einen Leistenbruch. Und zu guter Letzt Nierenversagen. In diesem Jahr hatte ich wirklich eine Menge Spaß! Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder optimistisch in die Zukunft schauen konnte.
Heilungsprozesse dauern nun mal ihre Zeit.
Ja, aber eigentlich sollte man nach einer Operation doch kuriert sein. Stattdessen ging es mir schlechter! Jetzt arbeite ich mit einem Physiotherapeuten, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber es ist okay.
Slash soll während deiner Rekonvaleszenz des Öfteren vorbeigeschaut haben.
Slash war großartig! Er hat ja auch einen Herzschrittmacher, nur dass man seinen nicht sehen kann, meinen schon. Er ist jeden Tag gekommen, um zu sehen, wie es mir geht. Ein wirklich guter Freund!
Ist es schwierig, im Rockbiz Freundschaften aufrechtzuerhalten?
Nicht, wenn man es möchte. Weißt du, es gibt jede Menge Leute, die fahren am Wochenende nach Hause, ziehen sich gewöhnliche Klamotten an und sind nicht mehr in der Band. Ich hingegen bin 24 Stunden am Tag Lemmy. Mich können sie jeder Zeit erwischen, weil ich unverwechselbar bin. Aber für mich ist das okay. Wenn du berühmt werden willst, beschwer dich nicht, wenn du es tatsächlich bist.