CDs verkaufen sich nicht mehr, Ticketverkäufe gehen zurück – wieviel verdient eine Band heutzutage eigentlich? Und ist die Ära der Rockstars mit Rolls-Royce und eigenem Learjet endgültig vorbei?
Where are we now? David Bowie war nicht der Einzige, der sich diese Frage stellte, als er im Januar 2013 ins Musikbusiness zurückkehrte. Der Gedanke beschäftigt Künstler, Agenten, Manager, Promoter, Hallenbesitzer, Fans und Journalisten unablässig. Das Geschäft verändert sich so sehr in derart vielen Aspekten, dass man Schwierigkeiten hat, überhaupt noch mitzukommen.
Den jüngsten verfügbaren Zahlen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zufolge erzielte die deutsche Musikindustrie 2012 einen Gesamtumsatz von 6,9 Milliarden Euro bei 46.600 Beschäftigten – ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Der britische Dachverband UK Music führt dabei vier Wege auf, wie ein Künstler Geld verdient: „Einzahlungsströme“ aus „kommerziellen Ressource“, um beim Branchensprech zu bleiben, also Kompositionen, Aufnahmen von Kompositionen, Aufführungen von Kompositionen und die Marke des Künstlers. Oder um es einfacher zu formulieren: Songs, Tonträger, Konzerte und Bekanntheitsgrad.
Kann ein „durchschnittlicher“ Musiker also immer noch mit Platten und Gigs seinen Lebensunterhalt bestreiten? Plattenverkäufe sind bekanntlich seit Jahren stark rückläufig, auch wenn Vinyl eine Renaissance erlebt und 2013 erstmals seit 15 Jahren wieder ein leichtes Umsatzplus in Deutschland verzeichnet wurde. In den 90ern erkannten etwa Marillion, dass es verrückt war, ihre Einnahmen mit so vielen anderen Parteien zu teilen. Mit ihrem ’98er Album ANORAKNOPHOBIA machten sie ihr eigenes Ding und legten damit das Fundament für das Crowdfunding, das heute über Plattformen wie Pledge und Kickstarter etabliert ist. „Wir nahmen unser Schicksal in unsere Hand – und unser Scheckheft – und fingen mit der Idee des Crowdfunding an“, sagt Marillion-Gitarrist Steve Rothery. „Wir begannen auch, uns selbst zu managen und verlegen, also sind wir komplett unabhängig von irgendwelchen Plattenfirmen. Die Mehreinnahmen, die uns das einbringt, gleichen den generellen Trend sinkender Verkäufe ziemlich gut aus.“
Der ehemalige Georgia Satellite Dan Baird ging mit seinem jüngsten Album CIRCUS LIFE in die entgegengesetzte Richtung. Er wird vom Agenten Mick Brown vertreten, der auch mit Mott The Hoople und einer Reihe weiterer Künstler zusammenarbeitet. „Wir haben die Platte ohne Beteiligung eines Labels gemacht und 3000 Stück verkauft“, so Brown. „Die Jungs konnten es nicht glauben, als wir ihnen nach der Tour mehr Geld gaben. Sie fragten: ‚Stimmt das?’“ Es mag überraschend sein, dass 3000 Verkäufe als Erfolg gelten, aber das sind die Fakten in einem Geschäft, das zum ersten Mal seit Jahrzehnten in einem Jahr keinen einzigen Millionenseller hervorgebracht hat.