Als die junge Königin noch als vielseitige Hard-Rock-Formation überzeugte…
Queens Karriere teilt sich schlicht in drei Abschnitte: Von 1973 bis zum Ende des Jahrzehnts richtete sich das Londoner Quartett an einer urbritischen Mixtur aus Glam Rock, Heavy Metal, Progressive Rock, Music Hall und Pop aus. In der Übergangsphase von 1980 an dominierten Funk, Disco und manch andere Genre-Liebäugelei. Ab 1984 dann waren Queen eine Pop-Konsens-Band, die ihren Zenit überschritten hatte und deren Mitglieder längst eigenen Interessen nachgingen. Jedoch genießt ausgerechnet jene ›Radio Ga Ga‹-Phase beim jüngeren Publikum, das zum Karrierestart von Queen noch gar nicht geboren war, einen geradezu unantastbaren Status. Sei’s drum. Wie ausgezeichnet Queen als Einheit funktionierten, demonstrierten sie offiziell bislang nur auf jenen fabelhaften sieben Studiowerken von 1973 bis 1977 und auf der Radio-Session-CD AT THE BEEB. Mit LIVE AT THE RAINBOW ’74 gesellt sich nun ein lange Zeit nur in minderer Qualität auf illegalen Bootlegs erhältlicher Konzertmitschnitt in gleich mehreren Formaten (Standardversion, Doppel-CD, Blu-ray, DVD, 4-LP) hinzu, dessen Aufnahmen 1974 während der „Queen Tour II“ und der „Sheer Heart Attack Tour“ im Londoner Rainbow Theatre am 31. März respektive 20. November getätigt wurden. Ursprünglich als Live-Album geplant, zeichnete Queens damaliger Produzent Roy Thomas Baker auch für die Konzertaufzeichnungen verantwortlich. Hartmetallisch im Klangbild wie Led Zeppelin, verspielt eklektisch wie die Beatles in den Arrangements und von androgyner Faszination dank der Haute-Couture-Bühnenkostüme aus Samt, Satin und Seide von Designerin Zandra Rhodes, rocken sich Queen mit perfekt mehrstimmigen Gesangspassagen vehement durch Material der Alben QUEEN, QUEEN II und SHEER HEART ATTACK. Eine beeindruckend professionelle Formation, gemessen an den wenigen Jahren an Erfahrung: Brian May befindet sich mit selbstgebauter Gitarre auf Augenhöhe mit Clapton, Page und Blackmore. Roger Taylors gewaltiger Bumms liegt im präzisen Zusammenspiel mit Bassist John Deacon irgendwo zwischen dem von Keith Moon, Cozy Powell und John Bonham. Weder trocken abgefeuerte Rockkracher wie ›Liar‹, ›Now I’m Here‹, ›Keep Yourself Alive‹ und ›Stone Cold Crazy‹, noch subtilerer Stoff wie ›Seven Seas Of Rhye‹, ›Bring Back That Leroy Brown‹ und das göttliche ›Killer Queen‹ haben auch nur ein Quäntchen Staub angesetzt. Als Raritäten fungieren eigenwillige Coverversionen von Klassikern wie Elvis Presleys ›Jailhouse Rock‹ und Shirley Basseys ›Big Spender‹. Nicht zu vergessen der selbstverfasste Slow Blues ›See, What A Fool I’ve Been‹, ursprünglich ein Non-LP-Track einer Single-B-Seite.