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Rock in der Krise (Teil 2): Interview mit Ginger Wildheart

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Rock in der Krise (Teil 2): Interview mit Ginger Wildheart

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Ginger (1)PledgeMusic funktionierte für ihn – doch der Frontmann der Wildhearts warnt, dass es nicht für alle das Richtige ist.

Gingers PledgeMusic-Kampagne für sein Album 555% war eine der wenigen Erfolgs-storys im Rock der letzten Jahre. Wildheart zeigte, dass es für Musiker im 21. Jahrhundert einen Schritt nach vorne bedeuten kann, den Plattenfirmen die Macht zu entziehen und sie in die Hände der Fans zu legen. Aber es ist nicht der einzige Weg.

Deine 555%-Kampagne war ein kleines Wunder. Wie lange denkst du, wird dieses Modell überleben?
Ich kann mir vorstellen, dass es überstrapaziert wird. Dieses Modell ist nicht darauf ausgelegt, für alle zu funktionieren, aber alle haben sich darauf gestürzt als eine Methode, ihre Platten billig und bequem zu veröffentlichen. Für größere Künstler mit einer etablierten Fanbase kann das klappen. Aber der Zweck ist gründ-lich missverstanden worden. Wenn du keine Fanbase hast, wird es für dich nicht das Richtige sein.

Ist die Gefahr nicht groß, dass dieses Modell missbraucht wird?
Manche wollen mit PledgeMusic nichts zu tun haben, weil die falschen Leute es nutzen. Sie sind verzweifelt auf der Suche und sagen: „Was kommt als nächstes?“ Sobald jemand etwas Neues entdeckt, stürzt sich die ganze Welt darauf. Die Folge ist Übersättigung.

Und was kommt folglich als nächstes?
Ich habe nicht die geringste Ahnung. Man muss es irgendwie schaffen, seine Fans zu mobilisieren, ihnen klar zu machen, dass man nichts umsonst tun kann. Dass man Geld von ihnen nimmt für einen Service, mit dem sie wirklich zufrieden sein werden.

Bands müssen demnach ihr Publikum erziehen?
Ja. Aber sie können auch von ihrem Publikum lernen. Das ist keine Einbahnstraße. Ich habe gelernt, dass ich kein bewährtes Geschäfts-modell brauche, ich kann mich auf diese Leute verlassen. Sie waren ja schon immer mein Boss. Ohne sie hätte es eine Musikindustrie nie gegeben.

Wie groß muss die Fanbase sein, damit man es alleine schaffen kann?
Das kann schon mit ein paar Tausend klappen. Mit fünf- bis zehntausend kann man in diesem Geschäft schon ganz gut verdienen. Aber nur, wenn man smart ist und die Leute nicht abzockt. Wenn die Musik selbst nicht an erster Stelle steht, wirst du abstürzen und aus-brennen. Und genau das sehen wir immer wieder.

Wenn die Mainstream-Industrie so fragmentiert ist, hat sie überhaupt noch eine Zukunft?
Das größte Problem ist, dass die Leute eine neue Version der alten Version erwarten. Sie erwarten den schicken Lifestyle und so. Seit den 80ern sind viele aus den falschen Gründen in diesen Beruf gegangen. Die Geschäfts-modelle von heute zeigen, dass wenn man nur des Geldes wegen dabei ist, man schwer zu kämpfen hat. Wenn du der Musik wegen dabei ist, ist das Geld einfach nur ein Mittel, um die Rechnungen zu bezahlen. Wenn du versuchst, Qualität zu produzieren, ist dein Job immerhin sicher. Aber viel Geld verdienst du vermutlich nicht.

Wo finden wir die anspruchsvollen Künstler von morgen in so einem gesättigten Umfeld?
In kleinen Hallen. Alles kehrt zum Live-Erlebnis zurück – es ging immer um Tickets und T-Shirts. Geht los und unterstützt eure örtliche Konzerthalle. Gebt euer Geld dafür aus, kleinere Bands zu unterstützen. Denn da lag schon immer die Zukunft. Wenn ihr eine kleine Band seid und das hier lest: Nehmt all eure Konzerte auf. Die Leute wollen euch unterstützen – gebt ihnen günstige, aber gute Aufnahmen eurer Shows. Spielt tolle Musik, seid besser als andere Bands am selben Abend und alles wird gut.

Was Shows und Platten angeht: Wie haben sich deine Einnahmen verändert?
Bevor ich mit Pledge angefangen habe, hatte ich noch nie Geld an Plattenverkäufen verdient. In meiner gesamten Karriere kam das Geld immer aus Live-Auftritten und Merchandise. Ich glaube an gute Qualität beim Merchandise und bei den Bands. Und ich kann es gar nicht genug betonen: Wenn du deine Fans nicht gut behandelst, wirst du in diesem Geschäft nicht lange durchhalten. Die Leute werden Songwriter immer unterstützen. Sie werden immer den persönlichen Ausdruck in der Kunst unterstützen. Daran wird sich nie etwas ändern, egal, was die „Experten“ dir erzählen.

Bist du optimistisch oder pessimistisch?
Nun, ich weiß, was bei mir ansteht und was für mich funktioniert.

 

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