Virtuose Darbietungen mit nobler Geste: John Mayall lässt sich, aber auch seine Mitmusiker glänzen.
John Mayall, Elder Statesman des Blues, hat die innere Ruhe, um wirklich jeden seiner wenigen Songs, die er an einem Donnerstagabend in der Oldenburger „Kulturetage“ präsentiert, in voller Ausdehnung zu zelebrieren. Da gereicht ein simples Mundharmonika-Intro zu einer mehrminütigen Performance, zudem darf jedes Mitglied seiner vierköpfigen Band sein Können den gut 500 Zuschauern in voller Pracht zeigen. Am Ende dann weiß man: Tadellos spielen können alle diese Burschen. Und dass sie sich dennoch komplett den Vorgaben ihres Mentors unterordnen, spricht Bände.
Denn Mayall hat schon mit den größten Stars gespielt, mit Booker T, Steve Cropper, Billy Preston und Otis Rush, mit Billy Gibbons von ZZ Top oder Mick Taylor. Zu seinen persönlichen Freunden gehören Chris Rea, Gary Moore, Jeff Healey, Steve Miller oder Mick Fleetwood. Und natürlich auch Peter Green und Eric Clapton, Weggefährten des Briten und gleichermaßen Förderer wie Nutznießer seiner herausragenden Fähigkeiten. Über Clapton sagen Fachleute, dass er nie wieder so gut gespielt habe wie zu Zeiten der Bluesbreakers, Mayalls legendärer Band Mitte der Sechziger. Clapton selbst sieht das vermutlich ein wenig anders, doch auch er hat zweifelsohne von Mayall profitiert.
Dem Gentleman John Mayall ist das völlig egal, er möchte auch heute noch vermeintlich unbekannten Instrumentalisten ein Podium bieten. Also darf der hervorragende Rocky Athas seine Gitarre öffentlich weinen lassen, darf Keyboarder Tom Canning die flinken Finger über die Tasten flitzen lassen, dürfen Bassist Greg Rzab und Schlagzeuger Jay Davenport all ihre rhythmischen Talente in die Waagschale werfen. Dennoch ist es in dieser Band ganz so wie früher, damals in den Sechzigejrn: Mayall steht zwar im Mittelpunkt des Treibens, aber er kann andere Könner neben sich hell leuchten lassen, ohne dass sein ei-gener Glanz dadurch verblasst.