Der Auftritt einer hoffnungslos schlechten Jazzband in einem gähnend leeren Pub hatte die Dire Straits zu diesem Lied über Harry, Guitar George und ihre eigene herumkrebsende Band inspiriert. Der Startschuss für einen rasanten Aufstieg in den Rockolymp.
Kurz nach 18:00 Uhr am 13. Juli 1985 gingen die Dire Straits im Wembley Stadion als Teil von Live Aid auf die Bühne und spielten vor einem globalen TV-Publikum von unfassbaren 1,9 Milliarden Menschen. Angetreten zwischen U2 und Queen, fingen sie mit ›Money For Nothing‹ an – bei dem sich Sting zu ihnen gesellte – und ließen dann eine epische Version des Stücks folgen, das sie zu Superstars gemacht hatte: ›Sultans Of Swing‹. „Es war etwas Besonderes, Teil davon zu sein“, erinnert sich Bassist John Illsley. „Live Aid war für uns alle ein einmaliges Privileg. Eine wundervolle Erinnerung.“
Ihr Status als MTV-Titanen stand im krassen Gegensatz zum fast schon absurd bescheidenen Ursprung dieses Hits. Sänger/Gitarrist Mark Knopfler hatte den Song 1977 geschrieben, nachdem er sich eines verregneten Abends in einen leeren Pub geflüchtet und dort eine grauenhafte Jazzband gesehen hatte. Auch der offensichtliche Mangel an Talent sowie Publikum hielt deren Frontmann nicht davon ab, seinen Auftritt mit einem begrenzt euphorischen „Gute Nacht und vielen Dank. Wir sind die Sultans Of Swing“ zu beenden.
Wenigstens verließ Knopfler den Pub mit dem Keim einer Idee. Er kehrte in die Sozialwohnung im Stadtteil Deptford zurück, die er sich mit seinem Bruder David und Illsley teilte, und fing an, einen Song zu schreiben für die Band, die sie gerade gegründet hatten. „Wir hatten so gut wie nichts zum Leben und konnten noch nicht mal die Gasrechnung bezahlen“, so Illsley, der hinzufügt, dass der Name Dire Straits („schwere Zeiten“) nicht von ungefähr kam. „In dieser Wohnung hörte ich Mark zum ersten Mal eine Version von ›Sultans Of Swing‹ spielen, aber das war noch ein komplett anderes Lied.“ Selbst Knopfler fand, dass ihm etwas Feuer fehlte. Nachdem er aber genug Geld zusammengekratzt hatte, um sich eine Stratocaster von 1961 zu kaufen, entwickelte das Stück seinen schwelenden Blues-Groove.
„Eines Tages sagte er zu mir: ‚Erinnerst du dich noch an die Nummer, an der ich vor ein paar Tagen rumgewerkelt habe? Ich habe die Struktur komplett umgebaut.‘ Er spielte es und es klang gut. Das Ding ist ziemlich simpel, es ist die Spielweise, die es so faszinierend macht. Dieser rollende Rhythmus auf der Gitarre. Bass und Schlagzeug sind sehr einfach. Und natürlich ist es eine Geschichte. So ist das nun mal: Alle guten Songs haben eine Geschichte.“
„Es schlug unglaublich ein. Das sind die Wendepunkte, die dein Leben formen.“ (John Illsley)
Auf ›Sultans Of Swing‹ baute Knopfler die Ereignisse jenes Abends in die Erzählung ein. Während es draußen schüttet, spielt die Band drinnen Dixieland. Harry hat einen Job, aber er steht da oben und gibt alles. Genau wie Guitar George, der all die Akkorde weiß. „But it’s strictly rhythm/He doesn’t want to make it cry or sing/If any old guitar is all he can afford/When he gets up under the lights to play his thing.“ Währenddessen hängen ein paar Jugendliche in der Ecke rum. „Drunk and dressed in their best brown baggies and their platform soles/They don’t give a damn about any trumpet-playing band/It ain’t what they call rock and roll.“ Einen trostloseren Blick auf die triste Welt der Pubs in den 70ern kriegt man nirgends sonst zu hören.
Im Juli 1977 waren die Dire Straits immer noch verzweifelt auf der Suche nach einem Plattenvertrag und buchten sich in einem winzigen Achtspur-Studio ein. Das Demo mit fünf Stücken, das daraus resultierte, inklusive ›Sultans Of Swing‹, schickten sie dann dem Radio-London-DJ Charlie Gillet. „Charlie flippte total darauf aus“, erinnert sich Illsley. „In seiner Sendung sagte er: ‚Ich werde das solange spielen, bis jemand diese Band unter Vertrag nimmt‘, was ziemlich mutig war. Zum Glück wurden wir dann tatsächlich gesignt. Damals konnte eine Person bei einem Radiosender noch wirklich etwas bewegen.“
Als ›Sultans Of Swing‹ auf Dauerrotation lief, nahmen die Plattenfirmen Notiz von diesem rumpelnden Bluesrock-Stück über eine miese Jazzband. Innerhalb von zwei Monaten hatten die Dire Straits bei Phonogram unterschrieben, die sie in die Basing Street Studios schickten, um ihr Debütalbum mit Produzent Muff Winwood und Toningenieur Rhett Davies aufzunehmen. Es gab da nur ein Problem, so Illsley: „Wir schafften es nicht, dass sich ›Sultans Of Swing‹ genauso gut anhörte wie auf dem Demo. Eine Zeitlang wurde sogar in Erwägung gezogen, die Demoversion als Single zu veröffentlichen.“
Letztlich nahmen sie aber doch noch eine Version auf, mit der alle zufrieden waren. ›Sultans Of Swing‹ erschien im Mai 1978 in Großbritannien und schlug keine besonders hohen Wellen. Doch dann kamen die Dinge in Bewegung. Das selbstbetitelte Album erschien im Oktober, verkaufte sich eher schleppend, erreichte aber in den Niederlanden Goldstatus. „Ich erhielt diesen Anruf von der Plattenfirma, dass wir 25.000 Alben verkauft hatten. Dann ging es in die Staaten und lief dort sehr gut. Die Radiosender spielten ›Sultans Of Swing‹ wie verrückt, und weil es in Amerika durchstartete, wurde es noch mal in Großbritannien veröffentlicht. Es breitete sich aus wie ein Waldbrand.“
Anfang 1979 war die Single auf beiden Seiten des Atlantiks in die Top 10 geschossen, ebenso wie das Album, dessen unspektakuläre Ästhetik und zeitloses Songwriting zu Verkäufen von mehr als sieben Millionen Einheiten führten. Plötzlich wurde Knopfler als größter britischer Gitarrist seit Clapton gefeiert, und selbst Dylan klopfte an und engagierte Knopfler und Schlagzeuger Pick Withers, um auf SLOW TRAIN COMING zu spielen. Die Dire Straits wurden schließlich eine der erfolgreichsten britischen Bands der 80er. Als sie 1992 die Gitarrengurte an den Nagel hängten, hatten sie 120 Millionen Platten verkauft.
„Man könnte sagen, dass ›Sultans Of Swing‹ das Lied war, das alles ins Rollen brachte“, so Illsley. „Es schlug unglaublich ein. Das sind die Wendepunkte, die dein Leben formen. Man sagt, wir hatten Glück, aber ich sage: Was ist schon Glück? Fakt ist, dass es ein verdammt guter Song ist, die Band war auch verdammt gut und wir arbeiteten verdammt hart. Und der einzige Weg, auf dem du irgendwas erreichen wirst, ist Einsatz. Wenn dir also so etwas widerfährt, ist es fantastisch. Mann, das war aufregend!“
Ich danke heute noch dem Lieben Gott, das ich die Zeiten von Aufstieg der Dire Straits bis heute in Vollbesitz meiner geistigen Kräfte live miterleben durfte. Selbst heute, mit fast 60 hat es für mich immer noch die geheimnisvolle Magie der Musik, die mich erfasst, wenn irgendwo Sutans of Swing oder sonst ein Klassiker der Dire Straits läuft. Was die damlaige Zeit der Musik war, das kann nur der nachempfinden, der sie auch miterlebt hat.
Stimmt, Dire Straits waren eine Kultband, auch „Money for nothing“ war eine Wahnsinnsnummer. Allerdings muss ich wieder einmal ein bisserl „klugscheissen“. Dire Straits heisst nicht „harte Zeiten“, sonst würden sie „Hard Times“ heissen. Dire Straits ist ein Slangausdruck für „völlig pleite „. Ansonsten ein interessanter Bericht !
Sie sind das Beste das ich je gehört habe.
Es ist nur schade, daß immer nur einer herausgehoben und promotet wird. Andere können sich den A… aufreißen und werden oftmals nicht Mal ignoriert. Was ist mit David Knopfler, John Illsley, Pick Withers. Bei den Eagles Don Henley und Glenn Frey, die noch dazu die anderen völlig unterbutterten, ihnen das Leben schwer machten – Randy Meißner, Bernie Leadon, Don Felder können Lieder davon singen. Ihre Werke verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. John Fogerty, der seine Band – auch seinen Bruder Tom auch nicht aufkommen ließ. Das musikalische Schaffen Toms ging total unter, obwohl es wirklich gut war. Jeff Lynne ließ seine Bandkollegen von Move und ELO auch nicht aufkommen. Die Journaille tut genau dasselbe – stürzt sich auf den Hauptact und ignoriert alles rundherum. Das stößt mir schon lange sauer auf.
Ein relativ kleines Repertoire im Radio wird rauf und runter gespielt, das andere kannst Dir wünschen, wie Du willst, es kommt nicht dran. Im Zeitalter der Datenbanken ist es noch viel schlimmer.