Neil Young ist derzeit nicht zu stoppen: Nicht nur, dass „King Rumpel“ die Zeit zwischen den Sommertourneen seiner Band Crazy Horse mit ausgewählten Solo-Akustik-Konzerten in kleinen US-Venues füllt und nach seiner erfolgreichen Kickstarter-Kampagne für seinen High-End-Musikplayer Pono den mp3s nun ganz offiziell den Kampf angesagt hat. Nein, mit A LETTER HOME veröffentlicht der 68-jährige Kanadier jetzt auch noch ein ziemlich experimentelles Album mit Coverversionen, bei dem kein Geringerer als Jack White seine Finger mit im Spiel hatte.
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung hat Young sein neues Album als „Kunstprojekt“ und als „Zeitkapsel“ bezeichnet und unterstrichen, dass „die Aufnahmen anders klingen als alles, was man in letzter Zeit gehört hat“. Ein dezenter Hinweis darauf, dass es ihm hier – anders als bei seinem Pono-Projekt – viel mehr um nostalgische Gefühle und das größtmögliche Maß an Ursprünglichkeit bei den Aufnahmen ging als um die bestmögliche Klangwiedergabequalität. Entstanden ist der solo und akustisch eingespielte Nachfolger zu seinem Band-Album PSYCHEDELIC PILL aus dem Jahre 2012 mit einem restaurierten Voice-O-Graphen von 1947, den Tausendsassa Jack White in seinem Plattenladen Third Man Records in Nashville, Tennessee, installiert hat. Nach dem Motto „Make your own record“ kann man in den winzigen Kabinen Songs oder Sprachnachrichten direkt auf Vinyl bannen. Einst eine Attraktion in Kaufhäusern und auf Jahrmärkten, verschwanden sie in den 70ern aus dem kollektiven Gedächtnis, bis sie von White und Young mit ihrem ausgeprägten Faible für alte Americana-Traditionen nun wiederentdeckt wurden.