Von seinen Anfängen als Glam-Rocker (Roxy Music, die ersten beiden Solo-Alben) abgesehen, war Brian Eno maßgebliche Teile seiner Karriere jene Persönlichkeit der Rock-Geschichte, die am stärksten Anti-Rock-orientiert war. Das reicht von seinem Ego-befreiten Ambient-Konzept über die düsteren Synthie-Teppiche, die er für David Bowies Berlin-Alben schuf bis zu seinen Welt-Funk-Produktionen für Talking Heads oder den Post-Punk-Ansätzen bei Devo und dem NO NEW YORK-Sampler. Alles was ROCK ausmacht – der fette Sound, die Virtuosität, das Ego zumindest der Frontmänner, das Phallische der Gitarrenriffs und -soli –, wird bei Eno negiert. Sogar die selbstgerechten Posen von U2 hat er seinerzeit in ambivalenten Klangozeanen aufgelöst. Karl Hyde, Frontmann von Underworld, wiederum steht für Techno- oder Clubmusik, die auch Rocker goutieren können. Zumindest Rocker, die von Enos Ambivalenzen gekostet haben. Das erste komplette gemeinsame Album der beiden verspricht also durchaus interessant zu sein. Leider fügt es sich aber nahtlos in die ratlos machenden Eno-Alben der ca. letzten 20 Jahre ein. Ein mehlig gekochter Eintopf voller kleiner hübscher Ideen und harmloser Pop-Songs, den man prima ohne Rückstände verdauen kann. Leider fehlt dem Ganzen jegliche Vision. Diese Musik ist komplett saturiert. Sie ist so satt, dass sie fast platzt. Böse Zungen werden jetzt sagen: Natürlich musste sein Anti-Rock-Bemühen genau in dieser Beliebigkeit enden. Ich würde sagen, dass diese Übersaturiertheit das Ergebnis von jahrelanger Tätigkeit als Super-Produzent für nichtige Bands wie Coldplay ist.