Zwölf Monate, hunderte von neuen Alben, tausende von Songs – gute, schlechte, grandiose Stücke.
Wer kann da den Überblick behalten? Gut, dass es die CLASSIC ROCK-Redaktion gibt! Wir haben uns auf
Zeitreise begeben, uns für euch angestrengt erinnert, haben gesammelt, recherchiert, diskutiert, bewertet und auch gekämpft. Das ist dabei herausgekommen: die 50 besten Alben des Jahres 2021!
Texte: Jacqueline Floßmann, Henning Furbach, Matthias Jost, Simone Müller, David Numberger, Paul Schmitz, Markus Werner.
Platz 10: The Darkness – MOTORHEART
The Darkness sind eine Bank! Trotz ihrer Soundfixpunkte, bestehend aus Pomp, unnachahmlichem Falsettgesang, zackigem Rock’n’Roll und einem mehr als herrlichen Humor, schaffen es die Briten, jedem ihrer Alben einen eigenen Touch zu verleihen und mit Überraschungen aufzuwarten. Hier beispielsweise: eine feministische Botschaft im Titeltrack und Lords-Of-The-New-Church-Vibes im letzten Track der Platte.
Anspieltipp: ›Speed Of The Night Time‹
Platz 9: Kadavar, Elder – ELDOVAR – A STORY OF DARKNESS AND LIGHT
ELDOVAR ist die zweite Pandemieplatte, an der Kadavar beteiligt sind. Ihre Allianz mit Elder ist ein Zeichen des Zusammenschlusses in isolierten Zeiten. Auf dem Fusionswerk mit sieben Tracks finden sich vor allem atmosphärische Klänge – das hier ist ein sanft plätschernder Trip zwischen Prog, Folk und der Transzendenz des Universums, Musik, die weit abseits des Hauptstroms fließt, sich in tausend kleine Verzweigungen gabelt und so einen schimmernden Kosmos aufspannt.
Anspieltipp: ›Blood Moon Night‹
Platz 8: Cheap Trick – IN ANOTHER WORLD
Knappe 50 Jahre wandeln Cheap Trick jetzt tatsächlich schon auf diesem Planeten und schaffen es trotzdem mit ihren durchschnittlich 70 Jahren, das perfekte Maß an Zitaten des eigenen Schaffens und
frischem Wind zu finden. Exemplarisch durchexerziert haben sie das auf ihrem 20. Streich namens IN ANOTHER WORLD, einem kleinen Wirbelsturm aus Power Pop, Rock’n’Roll, eingängigen Melodien und funkensprühender Energie, der frisch wie Pfefferminz aus den Lautsprechern tönt und sofort ein gutes Gefühl in die Mitte des Hörers pflanzt. Wie immer wird natürlich den Beatles gehuldigt, ein wenig Led Zeppelin schimmert auch durch. Abgerundet von zwei, drei Balladen, die jedoch angenehmerweise ganz ohne Schmalz und Kitsch auskommen, und dem Cover von John Lennons ›Gimme Some Truth‹, haben sich Cheap Trick 2021 – und man muss es einfach so sagen – selbst übertroffen, auch ohne großartigen Innovationswillen. Die bisher höchste Chartposition ihrer Karriere in Deutschland hat sich die Band zu
Recht abgeholt.
Anspieltipp: ›The Summer Looks Good On You‹
Platz 7: Steven Wilson – THE FUTURE BITES
Wer beklagt, Qualität verkaufe sich nicht mehr, der durfte beruhigt feststellen, dass Steven Wilson auch
mit seinem jüngsten Werk die Top 3 erreichte. Und das bietet eine faszinierende Interpretation von intelligentem Pop, gebettet in eine so bissige wie augenzwinkernde, aber keinesfalls verkopfte Abhandlung zum Thema Konsumterror im Zeitalter der sozialenMedien. Von Beatles über wüstentrockenen Funk bis zu träumerischem Ambient und lässigem Soul reicht hier das Spektrum, und trotzdem ist THE FUTURE BITES kein disparates Sammelsurium, sondern eine schlüssige Reise in das vielleicht wachste Gehirn der britischen Rockwelt.
Anspieltipp: ›King Ghost‹
Platz 6: Iron Maiden – SENJUTSU
Wie immer, wenn große Bands ein neues Album veröffentlichen, spaltet sich die Fangemeinde in Hasser und Liebhaber auf. SENJUTSU musste einiges an Gemecker einstecken – von „schlecht produziert“ bis hin zu „einfallslos“ – doch das ist, gelinde gesagt, absoluter Quatsch. Mit ihrem neuen Doppelalbum haben Iron Maiden mal eben ein Metal-Epos auf die Welt losgelassen, das seinesgleichen sucht. Alleine die Bandbreite von der Southern-Rock-Nummer ›The Writing On The Wall‹ über den wuchtigen Opener und Titeltrack bis hin zu verträumten Proggern à la ›The Time Machine‹ ist enorm. Vielleicht ist SENJUTSU nicht von vorne bis hinten perfekt, auf jeden Fall aber überdurchschnittlich.
Anspieltipp: ›The Time Machine‹